Essentielle Narkoseüberwachung Damit die OP nicht zum Alptraum wird |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 33/34 S. 15. 1998;
Abstract: Zervikales Narkosemonitoring Pressekonferenz der Ludwig-Maximilians-Universität München 19.6.1998. Um ein Verfahren zu entwickeln das eine zuverlässige Überwachung der Narkosetiefe gewährleistet kooperieren Forscher aus drei bayerischen Universitäten mit Kollegen aus der Industrie. Auf einer Pressekonferenz wurde erläutert warum Narkoseüberwachung ein 5 Mio. DM teures Projekt rechtfertigt. Immer wieder kommt es vor daß unter einer Operation Bewußtsein und Schmerzempfinden zumindest vorübergehend nicht vollständig ausgeschaltet bleiben. In etwa einem von 500 Fällen erinnern sich die Patienten an Ereignisse während der Operation; die Inzidenz von Erinnerung an Schmerzen liegt bei etwa 1 : 3500.Dieses Problem führte dazu daß wiederholt Ärzte zu Schmerzensgeldzahlungen verurteilt wurden. Verhindert der Anästhesist eine intraoperative Aufwachreaktion nicht rechtzeitig kann dies den Patienten nachhaltig traumatisieren. Auch kann intraoperativer Streß die Heilung sogar dann negativ beeinflussen wenn sich die Betroffenen gar nicht bewußt an ihr Erleben unter der Narkose erinnern. Was das Narkosemonitoring leisten soll. Neben der computergesteuerten Auswertung des Spontan-EEGs bieten evozierte Potentiale ein zuverlässiges Maß für die Reaktionsfähigkeit einzelner Sinnessysteme unter Narkose. Die am 5-Mio.-Projekt beteiligten Forschergruppen setzen auf akustisch sowie auf somatosensorisch evozierte Potentiale (AEP bzw. SEP). Solange die AEPs mittlerer Latenz die 10-100 ms nach dem Reiz (einem Klicklaut den der Patient über Kopfhörer wahrnimmt) durch die Narkose unterdrückt werden werden auch keine Aufwachreaktionen beobachtet. Dabei belegten die Untersuchungen von D. Schwender E. Pöppel und M. Daunderer am Institut für Anästhesiologie und am Institut für Medizinische Psychologie der Universität München unter anderem bemerkenswerte Unterschiede von Narkotika. So dämpfen Benzodiazepine die AEPs deutlich weniger als z.B. Isofluran Thiopental oder Propofol - und führen entsprechend öfter zu Wachepisoden. Anhand der SEPs lassen sich nach Erkenntnissen von E. Kochs und Mitarbeitern am Institut für Anästhesiologie der TU München analgetikainduzierte Veränderungen im nozizeptiven System spezifisch erfassen. Um auch den individuellen Verlauf der Narkosewirkung prognostizieren zu können wird das Team von J. Schüttler und H. Sehwilden von der Universität Erlangen-Nürnberg pharmakokinetische Modelle ins Monitoring integrieren. Das Gerät in dem diese Meßmöglichkeiten technisch zusammengeführt werden sollen hoffen die kooperierenden Forscher aus den drei bayerischen Universitäten sowie der Siemens AG und der Würzburger Jaeger GmbH in drei Jahren zur Marktreife zu bringen. (isi) ___MH
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