Nachsorge und Rehabilitation in der Onkologie Hauen und Stechen um Versorgung der Krebspatienten |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 31/32 S. 20-21. 1998;
Abstract: Nachsorge und Rehabilitation - noch zeitgemäß? Symposium auf dem 23. Kongreß der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. Berlin 10.6.1998. Sind Nachsorge und Rehabilitation von Krebspatienten in Deutschland noch zeitgemäß? Von welchen Maßnahmen profitieren die Betroffenen wirklich? Auf dem Deutschen Krebskongreß diskutierten niedergelassene Onkologen und Rehabilitationsmediziner über Sinn und Unsinn der Nachsorge - und waren sich alles andere als einig. Unisono erklang die Forderung nach einer besseren gegenseitigen Integration von Nachsorge und Rehabilitation. Hierin herrschte Übereinkunft zwischen U. Kleeberg niedergelassener Onkologe aus Hamburg und H. Delbrück Leiter einer onkologischen Reha-Klinik in Wuppertal. Von einem Konsens waren jedoch die beiden Referenten meilenweit entfernt. Vielmehr prallten Anschuldigungen aufeinander - im bisweilen polemischen Schwarzer-Peter-Spiel. Abkehr von geoklimatischen Kuren. An den Pranger stellte Kleeberg in erster Linie das "wegen seines Aufwandes und fehlender Kosten-Nutzen-Analysen international kritisierte deutsche Kurwesen". Teils aus Unkenntnis teils aus Bequemlichkeit sei die ambulante Rehabilitation mehr und mehr in stationäre Einrichtungen verlagert worden. Vermittelt werde dort eine Art naturheilkundlicher "Kurlaub" - nicht selten lediglich zum Nutzen der regionalen Wirtschaft. Die eigentlich notwendigen Ziele wie Neubewertung der Aufgaben Maßnahmen der Anschlußheilbehandlung im Sinne einer Intensiv-Rehabilitation etc. seien zwar entwickelt worden aber ohne Konsequenzen geblieben. "Erst die wirtschaftlichen Zwänge" so Kleeberg haben die Defizite bewußt gemacht: fehlende lebensbegleitende, wohnungsnahe Dauer-Rehabilitation, Abwendung von geoklimatischen Kuren, Förderung von Institutionen, die eine Gesamtbetreuung, also Primärtherapie wie auch Nachsorge, integrieren können. Mit Nachdruck forderte Kleeberg eine Umverteilung der Ressourcen für Rehabilitations-Maßnahmen sowie die Qualitätssicherung fachonkologischer Kompetenz. Da sind Sie zehn Jahre zurück hielt Delbrück entgegen. Die Rehabilitation habe eher als Vorbild zu gelten. Forderungen nach einer Neuordnung seien nicht mehr in dem Maße berechtigt so Delbrück weiter denn sie seien weitgehend erfüllt. "Wir haben im Gegensatz zu Ihnen Qualitätssicherungsmaßnahmen entwickelt; wir machen uns über Kosten ganz gewaltige Gedanken." Ein stationärer Aufenthalt als Ergänzung der Nachsorge sei sinnvoll und notwendig. Nur dieser ermögliche eine optimale Evaluation der Primärtherapie sowie eine Erforschung unerwünschter Auswirkungen auf den somatischen psychischen und sozialen Bereich der Patienten. "In Akutkliniken fehlt hierzu nicht nur die Zeit und das Personal sondern auch die Kompetenz und Bereitschaft" monierte Delbrück. ... ___MH
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