D. Loew zu pflanzlichen Heilmitteln Von der traditionellen zur rationalen Phytotherapie |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 42 S. 25-26. 1998;
Abstract: Prof. Dr. Dr. med. D. Loew Wiesbaden. Pflanzliche Heilmittel sind wichtiger Bestandteil der Pharmakotherapie in der ärztlichen Versorgung des Patienten oder in der Selbstmedikation nach fachkompetenter Beratung durch den Arzt oder Apotheker. Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach unter 2647 Befragten ab 16 Jahren ist der Bevölkerungsanteil der Naturheilmittel verwendet von 52% im Jahr 1970 auf 65% im Jahr 1997 gestiegen. Allerdings würden sich bei ernsthaften Krankheiten nur 3% auf diese verlassen. Nach Hallauer sind mehr als 60% von 1006 Befragten der Meinung Phytopharmaka könnten Krankheiten heilen oder zumindest lindern und 96% wünschen daß Gesetzliche Krankenkassen dafür aufkommen. Eine Studie zur Anwendung von Phytopharmaka bei niedergelassenen Ärzten in NRW und Hessen bzw. Dresden belegt ebenfalls den hohen Stellenwert pflanzlicher Arzneimittel (64% bzw. 76% bei Ärzten mit und 31% bei Ärzten ohne Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren) als Alternative zu chemisch definierten Substanzen. Medizinhistorischer Rückblick. Heilpflanzen und ihre Zubereitungen werden seit Menschengedenken angewendet. Dies erfolgte im Verlauf der Jahrtausende nach dem Prinzip "Trial und Error"; was sich bewährte wurde in den sich ständig vergrößernden Arzneimittel-Fundus aufgenommen oder abgelehnt. Von historisch angewandten Arzneipflanzen liegt kein Erkenntnismaterial vor das wissenschaftlich aufbereitet werden kann. Aufzeichnungen über Kräuter und ihre Wirkungen in Medikamentarien Rezeptarien Kräuterbüchern sind historische Quellen (Testimonien): z. B. De materia medica des Dioskurides; das Liber simplicis medicinae der hl. Hildegard von Bingen (1098-1179); das Lorcher Arzneibuch aus der Karolingerzeit um 795; die Kräuterbücher der Herbalisten des 14. u. 15. Jahrhundert z. B. Leonhart Fuchs (1501-1566) Otho Brunfels (1488-1534) Pierandrea Matthioli (1500-1577) Hieronymus Bock (1489-1554) Adam Lonicerus (1528-1586) Jakob Theodor Tabernaemontanus (gest. 1590) um nur einige zu nennen. Qualitativ hochwertige Extrakte brauchen das Zeitalter von Evidence-based Medicine nicht zu fürchten. Absinthii herba: ... wärmt den Magen reinigt die Eingeweide und bringt gute Verdauung (Hildegard von Bingen) ... bekopmt dem Magen wohl sterckt das däwen bringt lust zu essen (Matthiolus) Althaeae radix: ... radix tussim quinis diebus emendat (Plinius): ... nimmt den dürren Husten heilet alle Versehrung der Lungen (Tabernaemontanus) Betulae folium: ... welches gut soll seyn den Stein der Nieren und Blasen zu brechen und auszutreiben (Tabernaemontanus) ... soll sehr gut seyn wider den Stein (Lonicerus). ... ___MH
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