Funktionelle Entspannung bei multimorbiden Patienten während der stationären Rehabilitation |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 458-459 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Klinik Hainerberg der LVA Hessen Ansatz und Fragestellung Die Bedeutung der Physiotherapie bei somato-psychisch psycho-somatisch Erkrankten im Rahmen stationärer Rehabilitation ist bekannt (vgl. Krause 1994). Hiervon unterscheidet sich die funktionelle Entspannung (FE) die als körperorientierte Psychotherapie von M. Fuchs am Heidelberger Universitätsklinikum 1946 entwickelt wurde. Die FE ist ein tiefenpsychologisch orientiertes Entspannungsverfahren und als Körperwahrnehmungsverfahren bedeutsam mit methodischem Ansatz zur direkten Arbeit am Körper-Selbst (vgl. Uexküll et al. 1994 und Müller-Braunschweig 1996). Unter den bekannten Entspannungsverfahren wurde die FE bei Patienten mit einer hohen Anspannung und muskulären Verspannung eingesetzt die sich zudem überwiegend einer Psychotherapie gegenüber ablehnend oder höchst ambivalent verhielten. Untersucht wurden Akzeptanz in Verbindung mit der Therapiedauer und dem Effekt der Therapie bei multimorbiden Patienten. Untersuchungen hierzu liegen nur vereinzelt vor (vgl. Johnen 1987). Methodik 100 Patienten 64 Frauen und 36 Männer im Alter zwischen 27 und 64 Jahren erhielten während der durchschnittlichen stationären Rehabilitation von 32 Tagen zwischen 1 und 11 Stunden (im Durchschnitt 5 1 Stunden) FE-Therapie. Diese wurde im Sitzen/Liegen als Einzel- und Gruppentherapie durchgeführt. Die Therapiebeurteilung erfolgte über ein Protokoll das nach jeder Stunde für jeden Patienten nach objektiven und subjektiven Kriterien erstellt wurde. Es wurden Patienten mit den Hauptdiagnosen depressive und affektive Störungen somatoforme Störungen Angststörungen Migräne und Spannungskopfschmerz LWS- und Rückenkrankheiten Hypertonie und Asthma bronchiale behandelt. Neben der Hauptdiagnose fanden sich bei allen Patienten zwei weitere Nebenleiden. Ergebnisse Der Therapieeffekt nahm mit der Dauer der Behandlungszeit zu. Es zeigte sich für die untersuchten Variablen daß zu Beginn der Therapie die Wahrnehmung und Beschreibung des Bodens von 91% und deren Veränderung bei 78% am Ende der Therapie wahrgenommen wurden. Die Wahrnehmung und Beschreibung der gelenkigen Verbindung wurde von 96% und deren Veränderung von 80% registriert und die Wahrnehmung und Beschreibung von rhythmusbestimmtem Erleben wurde von 31% und deren Veränderung von 30% am Ende der Therapie angegeben. Aber auch schon mit fünf Stunden konnten bei 20 % der Patienten deutlich positive Veränderungen registriert werden. 10 % der Patienten hat die Therapie abgebrochen bzw. die Therapie mußte aus therapeutischen Überlegungen beendet werden. 5 % der Patienten waren an einer weiterführenden ambulanten FE-Therapie interessiert. Schlußfolgerung Aus der Gruppe der tiefenpsychologisch orientierten Körperpsychotherapien (vgl. Müller-Braunschweig 1996 und Johnen 1996) zeigt die FE gerade bei der Psychotherapie gegenüber verschlossenen bzw. ambivalenten Patienten sehr gute Effekte die nicht selten den Patienten dazu motivieren eine notwendige Psychotherapie zu beginnen. Für den Patienten bedeutet die FE auch das "Unbemerkte im eigenen Körper" wahrzunehmen und eine Stärkung der banalen körperlichen Selbstgefühle. Zudem kommt es zu einer muskulären Entspannung und vegetativen "Umstimmung" im Gesamtorganismus mit einer Verschiebung des Gleichgewichtes zwischen Spannung und Entspannung hin zu mehr Entspannung. Somit stellt die FE im Sinne einer Salutogenese auch einen Selbstschutz vor schädigenden krankmachenden Überforderungen dar. In der Diskussion wurde herausgestellt daß die mitgeteilten Ergebnisse derzeit durch eine kontrollierte Studie geprüft werden. ___MH
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