Medizinische Rehabilitation im Rentenverfahren |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 256-257 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: 1LVA Sachsen Abteilung Sozialmedizin 2LVA Sachsen Sonderreferat Datenverarbeitung und Statistik 3Rehabilitationsklinikum Brandis Vor dem Hintergrund der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erscheint die Realisierung des Grundsatzes "Rehabilitation vor Rente" zunehmend problematisch. Insbesondere wird den Rehabilitationsmaßnahmen bei Rentenbewerbern nur eine geringe Erfolgsaussicht eingeräumt. In der vorliegenden Arbeit wird versucht mit einer retrospektiven Studie eine Aussage zur Effektivität von Rehabilitationsmaßnahmen und zum Rentenantragsverhalten zu treffen. Die Untersuchungsgruppe umfaßte 718 Versicherte (372 Männer 346 Frauen) der LVA Sachsen bei denen im Verlaufe des Rentenverfahrens eine medizinische Rehabilitation erfolgte. Die Alters- und Geschlechtsverteilung war repräsentativ für alle Rehabilitanten der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Bei 44 2 % der Rentenbewerber lag eine parallele Antragstellung (Rentenantrag und Rehabilitation) vor. Die übrigen Versicherten stellten den Antrag zur Rehabilitation während des Rentenverfahrens. Eine Aufforderung zur Beantragung kam größtenteils nicht vom Rentenversicherungsträger sondern von Krankenkassen Arbeitsämtern u.a. Das Rehabilitationsergebnis wurde anhand der Votierung des "Leistungsvermögens auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt" durch den Sozialmedizinischen Dienst der LVA bewertet. Die daraus resultierende Bewilligungsquote (BQ) ist der prozentuale Anteil nicht vollschichtig beurteilter Versicherter. D. h. diesen Versicherten wäre nach BSG-Rechtssprechung eine Rente zu bewilligen. Ergebnis und Diskussion In der Gesamtheit aller im Jahre 1995 von der GRV durchgeführten Rehabilitationen erreichten nur 1 4 % der Rehabilitanten kein vollschichtiges Leistungsvermögen. In der Untersuchungsgruppe lag die BQ mit 34 5 % bedeutend höher aber doch signifikant unter den nichtrehabilitierten Rentenbewerbern (55 6 %). Insgesamt spricht dieses Ergebnis dafür daß eine medizinische Rehabilitation auch im Rentenverfahren noch erfolgreich sein kann. Bei Auswertung des Rehabilitationserfolges bezogen auf die häufigsten Bewilligungsdiagnosen wird deutlich daß positive Rehaergebnisse fast ausschließlich in der Diagnosegruppe "Bewegungsorgane" erzielt wurden (BQ 24 4 %). Das schlechteste Ergebnis erzielten die Rehabilitationskliniken bei Erkrankungen der Verdauungsorgane mit 47 8 % und bei psychischen Erkrankungen mit 47 1 %. Zieht man in Betracht daß die als rehabilitationsfähig eingestuften Rentenbewerber eine gewisse positive Auswahl darstellen möchte man außer bei den Erkrankungen des Bewegungsapparates einen sicheren Rehaerfolg verneinen. Offen bleibt dabei die Frage ob die signifikant differierenden Rehabilitationsergebnisse wirklich von der Motivation beeinflußt sind. ... ___MH
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