Ambulante neuropsychologische Rehabilitation hirngeschädigter Kinder und Jugendlicher: Indikationen Bedarf Arbeitsweise und Vernetzung eines komplementären Rehabilitationsangebotes in der Region Bremen |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 124-127 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Zentrum für Rehabilitationsforschung der Universität Bremen In der Bundesrepublik Deutschland verunglücken jährlich mindestens 50.000 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren bei Verkehrsunfällen wobei über 400 Kinder getötet drei Viertel der Opfer leicht und über 12.000 Kinder schwer verletzt werden. Neuere Statistiken zeigen daß bei geringfügig rückläufiger Zahl der Todesfälle die Anzahl der insgesamt verunglückten Kinder in dieser Altersspanne weiter steigt. Weitere etwa 40.000 Kinder kommen nach einer älteren statistischen Schätzung mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung zur Welt von denen wiederum die meisten (1 Kind auf 1.000 Geburten) das schwere Krankheitsbild einer spastischen Tetraparese entwickeln. Neben diesen beiden häufigsten Ursachen können eine Reihe weiterer Ereignisse zu schweren neurologischen Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen führen so etwa Unfälle außerhalb des Straßenverkehrs (Ertrinken Stürze im Haushalt oder auf dem Spielplatz) Hirntumore und andere neurologische Erkrankungen. genetische Defekte Vergiftungen und Suizidversuche (siehe Abb. 1) (o. Abb.). Viele der betroffenen Kinder erleiden Hirnschädigungen mit zum Teil erheblichen körperlichen neurologischen neuropsychologischen psychischen und psychosozialen Beeinträchtigungen die eine oft langandauernde stationäre Rehabilitation erforderlich machen. In den meisten Fällen bestehen neuropsychologische Beeinträchtigungen jedoch auch zum Zeitpunkt der Entlassung aus der stationären oder der teilstationären Rehabilitation weiter fort. Zu den häufigsten persistierenden neuropsychologischen Beeinträchtigungen zählen insbesondere Störungen des Antriebs und des kognitiven Tempos des Gedächtnisses und der Merkfähigkeit der Aufmerksamkeit und der Konzentration sowie Verhaltensauffälligkeiten die auch nach der stationären Rehabilitation das langfristige Zurechtkommen der betroffenen Kinder und Jugendlichen in Kindergarten Schule Ausbildung und Gesellschaft ernsthaft und nachhaltig gefährden können (siehe Abb. 2) (o. Abb.). Darüber hinaus hat sich in der klinischen Praxis auch immer wieder gezeigt daß sich neuropsychologische Beeinträchtigungen selbst nach scheinbar leichteren Schädel-Hirn-Traumen oft erst weiteren Verlauf bemerkbar machen. So wirken sich zunächst unbeachtet gebliebene Aufmerksamkeits- Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen häufig erst bei steigenden schulischen Anforderungen sichtbar aus wenn die aktuelle (geminderte) Leistungsfähigkeit des Kindes den gerade im Schulalter schnell anwachsenden Anforderungen immer weniger entspricht. Sehr häufig zeigt sich die dann auftretende Überforderung der Kinder zunächst in sehr unspezifischen allgemeinen Verhaltensstörungen oder in psychischen Erkrankungen. Die zugrundeliegenden neuropsychologischen Funktionsstörungen werden in der Akutklinik oft nicht entdeckt da einerseits umfangreiche neuropsychologische Untersuchungen dort noch nicht immer der Regelfall sind und andererseits die neuropsychologische Diagnostik vergleichsweise unscheinbarer neuropsychologischer Beeinträchtigungen spezifische Kenntnisse und eine langjährige klinische Erfahrung voraussetzt. Die ambulante neuropsychologische Rehabilitation hirngeschädigter Kinder spielt daher zukünftig eine große Rolle (siehe Abb. 3) (o. Abb.). ... ___MH
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