Depression beim chronischen Tinnitus |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 41 S. 41-46. 1998;
Abstract: Dr. med. G. Goebel Prof. Dr. med. M. M. Fichten Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck Prien am Chiemsee. Studien zur Prävalenz von Tinnitus ergeben nach repräsentativen Daten aus Großbritannien Schweden und den USA daß im Jahresdurchschnitt etwa 8% aller Erwachsenen sich durch Tinnitus in ihrem Alltag und Schlaf belästigt fühlen und deshalb ärztlichen Rat in Anspruch nehmen. Nach Einschätzungen von HNO-Ärzten werden in der Praxis depressive Beschwerden mit 25 bis 50% als häufigste Folgeerscheinungen bei Tinnitus beobachtet. Wenn sich trotz medizinischer Behandlung ein chronisches Stadium abzeichnet und das Ohrgeräusch nach wie vor erheblich die Lebensqualität beeinträchtigt (dekompensierter Tinnitus) ist es von besonderer Bedeutung die mit der Tinnitussymptomatik einhergehenden psychischen Störungen diagnostisch zu erfassen und einer adäquaten Therapie zuzuführen. Bei diesen Patienten werden in der Anamnese und zum Zeitpunkt der Untersuchung (Lifetime-Prävalenz) mit einer Häufigkeit von bis zu 90% affektive Störungen (Major Depression dysthyme Störungen) gefolgt von somatoformen Störungen und Angststörungen gefunden während bei Patienten mit wenig störenden Ohrgeräuschen vergleichsweise durchschnittliche Komorbiditätsprofile bestehen. Depressivität Hilflosigkeit geringes Vertrauen in Bewältigungsfähigkeiten Selbstaufmerksamkeit und geringe Akzeptanz gelten zunehmend mehr als determinierende Faktoren der Tinnitusbelastung als psychoakustische Tinnitusmerkmale. Im chronischen Stadium sind mit den Betroffenen Behandlungsstrategien anzustreben deren Ziel die Bewältigung des Tinnitus ist was auch die Gewöhnung an den Tinnitus mit einschließt. Am wirksamsten sind beim dekompensierten Tinnitus multimodale verhaltensmedizinisch ausgerichtete Vorgehensweisen bestehend aus Counseling und kognitiver Therapie (Tinnitusbewältigungstherapie in Einzel- oder Gruppenbehandlung) individuell kombiniert mit Biofeedback und apparativen Verfahren (Masker Hörgerät) sowie besonderen Modulen zur Behandlung der jeweiligen psychischen Störung. Abstract Chronic tinnitus accompanied by depression: Representative studies in the USA Great Britain and Sweden Show that about 8% of all adults seek medical help because of a tinnitus which disturbs their everyday life and their sleep. ENT doctors estimate that depression is the most common symptom associated with tinnitus and that it occurs in 25-50% of cases. When despite medical treatment the tinnitus becomes chronic and still affects the quality of life it is important to diagnose the accompanying psychological impairment and to offer an appropriate therapy. Affective disorders (major depression dysthymic disorder) followed by somatoform and anxiety disorders account for up to 90% primarily in decompensated tinnitus patients. In contrast patients with less disturbing ear noises have average levels of comorbidity. Depression helplessness somatic attention a lack of acceptance self-efficacy and self-consciousness are considered to be factors which determine the amount of tinnitus annoyance and not psychoacustic characteristics. In a chronic stage strategies should be developed which enhance coping with the tinnitus and thus increase habituation. Especially effective is a broad approach based an behavioural medicine including counselling cognitive therapy (tinnitus coping group therapy individual psychotherapy) combined with biofeedback and hearing aids and/or maskers as well as individual therapeutic modules for specific psychological disorders. Key words: Chronic tinnitus - Depression - Comorbidity - Behavioural therapy ___MH
Keyword(s): Chronischer Tinnitus - Depression - Komorbidität - Verhaltenstherapie
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