H. S. Füeßl zur Beeinflussung von Metaanalysen durch die Publikationssprache Am deutschen Wesen genesen? |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 5 S. 27. 1998;
Abstract: Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Schriftleiter der MMW D - München Die globale Vernetzung von Datenbanken eröffnete in den letzten zehn Jahren ein neues Feld wissenschaftlicher Betätigung die Metaanalyse. Nicht Krankenbett oder Labor sondern der Bildschirm ist der Arbeitsplatz des Metaanalytikers. Prinzipiell genügen ein Internet-Anschluß und statistische Kenntnisse um bereits publizierte Originalstudien zu verarbeiten. Vor allem bei seltenen Erkrankungen können Metaanalysen durch die große Zahl gepoolter Patientendaten unter Umständen eine höhere Autorität beanspruchen als jede der zugrundeliegenden Untersuchungen für sich. Diese Art der wissenschaftlichen Zweitverwertung hat jedoch auch einen Haken: erfaßt und beurteilt werden kann in der Regel nur das was tatsächlich publiziert wurde wenngleich sich die Metaanalytiker durch unmittelbaren Kontakt mit den Primärwissenschaftlern zunehmend auch um nicht veröffentlichte Ergebnisse bemühen. Angesichts der großen Bedeutung von Metaanalysen für die klinische Praxis die Weichenstellung für die Forschung und die Zuteilung von Forschungsgeldern verwundert es nicht wenn nun auch deren Instrumentarium selbst einer wissenschaftlichen Durchleuchtung unterzogen wird. Besondere Verdienste haben sich dabei die Mitglieder der Cochrane Collaboration erworben die das Ziel verfolgen die Praxis der Medizin so weit wie möglich auf die Basis wissenschaftlicher Evidenz zu stellen [1]. So ist seit langem bekannt daß selbst bei qualitativ gleichem Studiendesign statistisch signifikante Ergebnisse wesentlich häufiger veröffentlicht werden als nicht signifikante obgleich für die Metaanalyse das nicht signifikante Ergebnis ebenso wichtig wäre wie das signifikante. Auch die Sprache in der die Publikation abgefaßt ist spielt für die Berücksichtigung in Metaanalysen eine wichtige Rolle wie in einer Untersuchung von Egger et al. [2] anhand der Auswertung von fünf führenden deutschsprachigen medizinischen Fachzeitschriften (Deutsche Medizinische Wochenschrift Schweizerische Medizinische Wochenschrift Schweizerische Medizinische Rundschau [Praxis] Wiener Klinische Wochenschrift Wiener Medizinische Wochenschrift) gezeigt werden konnte. Zunächst hat man alle zwischen 1985 und 1994 in diesen Zeitschriften publizierten randomisierten klinischen Studien manuell erfaßt. Anschließend suchte man in MEDLINE ob die Hauptautoren dieser Studien im gleichen Zeitraum auch in englischsprachigen Organen zu ähnlichen Themen publiziert hatten. Obwohl die durchschnittliche Gesamtzahl der in allen Sprachen abgefaßten Publikationen pro Hauptautor zwischen 1985 und 1994 von 0 8 auf 2 5 pro Jahr angestiegen war gingen im gleichen Zeitraum die deutschsprachig publizierten Studien von 40 auf 8 pro Jahr zurück. Dies bestätigt einmal mehr die bekannte Tatsache daß jeder Autor der in der Scientific Community beachtet werden möchte heute in Englisch publizieren muß. ... ___MH
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