Das aktuelle Interview: Wie sieht die Situation und Entwicklung des Kur- und Bäderwesens 1998 in Ihrem Bundesland aus? |
Journal/Book: H u K 50 9 - 10/98 204 - 211. 1998;
Abstract: HEILBAD UND KURORT hat mit Blick auf die aktuelle gesundheitspolitische Lage und die Entwicklung des Kurwesens den Vorsitzenden der Landesverbände folgende Fragen vorgelegt: Von den politischen Entscheidungsträgern wird den Heilbädern und Kurorten ein neues Marketing-Denken empfohlen um die Auswirkungen der Gesundheitsreform zu vermindern. Hat Ihr Verband konkrete Maßnahmen geplant um seine Mitgliedsunternehmen in der Zukunft in einem stark konkurrierenden Markt zu unterstützen? Können Sie uns eine davon nennen? Rudolf Forcher Bürgermeister und Kurdirektor Bad Waldsee Vorsitzender des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg e. V. : Gemeinsam mit dem Sozialministerium und dem Wirtschaftsminister Baden-Württembergs führten wir im März die Aktion "Gesund durch Kur und Reha" durch. Das von ihr ausgehende politische Bekenntnis die breite Resonanz in den Medien und die offene Unterstützung durch die Rentenversicherungsträger sowie einige Krankenkassen zeigten Wirkung. Die Zahl der Rehaanträge stieg um 15 % und mehr. Allerdings zwang das Budget die Rentenversicherungsträger zum Erhöhen der Ablehnungsquote. Die Auswirkungen für die Kliniken fielen deshalb bescheiden aus. Angesichts des bestehenden Überangebotes an Betten der erhöhten Aufwendungen für Behandlung und Pflege sowie der nicht kostendeckenden Pflegesätze stehen einigen Klinikträgern und ihren Arbeitnehmern ein stürmischer Spätherbst und ein harter Winter bevor. Die Zahl der Privatgäste konnte durch ein offensives Marketing erhöht werden. Sie werden die des Vorjahres übertreffen. Angesichts der kürzeren Verweildauer sind gegenüber 1997 nur geringe Zuwächse im wirtschaftlich relevanten Übernachtungsbereich zu erwarten. Der Trend zur Saisonalisierung setzt sich fort. Zum Abdecken der Spitzen konnten zusätzliche Arbeitsverträge auf Zeit abgeschlossen werden. Die Suche nach Nischen und einer marktorientierten Anpassung ist mehr denn je vorrangige Aufgabe des einzelnen Ortes und seiner Unternehmen. Als flankierende und unverzichtbare Aufgabe der Verbände werden in Baden-Württemberg im Marketingbereich die Verbesserungen des Image von Kur und Rehabilitation von der Politik über den Arzt und Arbeitgeber bis zum Patienten und Gast sowie die Buchbarkeit der Angebote gesehen. Ziel ist es den persönlichen Gewinn einer rechtzeitigen Gesundheitsvorsorge und die Kompetenz der Heilbäder und Kurorte für die Gesundheit zu verdeutlichen. Bei der Politik fordert der Heilbäderverband Baden-Württemberg weiterhin das Schaffen der finanziellen Rahmenbedingungen ein die ein Rehabilitationsdefizit vermeiden und damit Kosten im Gesundheitswesen sparen helfen. Franz Gnan Bürgermeister Bad Füssing Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbandes e. V Nach den Fallzahlen im 1. Quartal 1998 zu 1997 ergibt sich in Bayern bei den ambulanten Kuren ein Minus von rd. 39 % und im 2. Quartal ein Minus von 14 %. Die Übernachtungszahlen insgesamt wiesen per 30. Juni 1998 ein Plus von 0 9 % auf. Das bedeutet daß im Bereich der ambulanten und stationären Kuren die Talsohle noch nicht erreicht ist und die Entwicklung in diesen beiden Bereichen weiter dramatisch nach unten geht. Dies bedeutet aber auch daß aufgrund der geringen Steigerung der Übernachtungszahlen eine erhebliche Umschichtung im Bereich des Tourismus stattfindet. Diese Entwicklung betrachten wir mit großer Sorge weil die Konstanz die die Heilbäder und Kurorte bisher hatten durch den Tourismus künftig nicht mehr zu halten sein wird. ... hl
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