Klassische Naturheilverfahren sind keine unkonventionelle Therapie Stellungnahme zu einer politischen Entschließung der Gesundheitsministerkonferenz |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 42 S. 34-36. 1998;
Abstract: Prof. Dr. med. M. Bühring Lehrstuhl für Naturheilkunde im Universitätsklinikum Benjamin Franklin und Krankenhaus Moabit Berlin. Die 70. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat sich am 20. und 21. November 1997 in Saarbrücken unter anderem auch noch einmal mit den "Unkonventionellen Medizinischen Methoden" (UMM) beschäftigt. Sie hat zur Kenntnis genommen daß UMM Bestandteil des medizinischen Leistungsangebotes in der Bundesrepublik und in Europa sind und sie hat festgestellt daß sich neben den Patienten auch vermehre Ärztinnen und Ärzte dieser Medizin zuwenden. Das Spektrum der UMM ermögliche zur Zeit keine allgemein gültige Einschätzung dieser Methoden; Fragen zur Wirksamkeit im Verhältnis zur Nutzung seien nicht hinreichend geklärt - ähnliches gelte übriges auch für Teile der Schulmedizin. In einer einstimmigen Entschließung hat diese Konferenz einen vermehrten Dialog zwischen Vertretern der UMM und Vertretern der sog. Schulmedizin gefordert; dieses Gespräch solle an den Universitäten an Fachinstituten und an Heilberufskammern stattfinden. Der praktische Umgang mit UMM solle in der Fort- und Weiterbildung durch die Ärztekammern stärker berücksichtigt werden. Ein Vorschlag der AGLMB. Inhalt und Umfang der UMM werden von der GMK nicht genau definiert; sie stützt sich auf Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft leitender Ministerialbeamter der Gesundheitsministerien der Länder (AGLMB) die sich am 17. und 18. April 1997 mit dem Thema beschäftigt hatte; ein zusammenfassender Bericht wurde vom Senator für Frauen Gesundheit Jugend Soziales und Umweltschutz der Freien Hansestadt Bremen im Januar 1998 publiziert. Hier wird auf die terminologische Vielfalt in der nicht schulmedizinisch begründeten Heilkunde aufmerksam gemacht; sie reiche von "alternativen" über "komplementäre" und "paramedizinische" bis zu "Außenseiter"-Heilverfahren. Die Bezeichnung "unkonventionell" sei noch am wenigsten wertend bzw. abwertend; der Ausdruck "Methoden" mache deutlich daß sowohl diagnostische wie auch therapeutische Maßnahmen Berücksichtigung finden. 6325 Ärzte haben inzwischen die Zusatzbezeichnung "Naturheilverfahren" erworben 2818 Ärzte besitzen die Zusatzbezeichnung "Homöopathie" und 2755 Ärzte sind zusätzlich für "Physikalische Therapie" qualifiziert. Die AGLMB zitiert Daten aus einer repräsentativ durchgeführten Umfrage im Auftrag des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen: 89% der Bevölkerung halten UMM für eine sinnvolle Ergänzung zur Schuldmedizin 61% finden sie oft besser als letztere nur 7% lehnen UMM grundsätzlich ab (EMNID-Institut: "Medizin der Zukunft" 1995). Nach einer ähnliche Erhebung des Instituts für Demoskopie in Allensbach verfügen rund zwei Drittel der Bevölkerung über Erfahrungen mit UMM. Bei 58% haben UMM ohne Einschränkung geholfen bei 37% haben sie "nicht immer" nur bei 3% haben sie "gar nicht" geholfen. Nur noch 8% der Bevölkerung sind der Meinung daß der Staat oder die Krankenkassen - und nicht der Arzt - über die Wahl und die Erstattung der Medikamente entscheiden sollen. ... ___MH
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