Berufliche Rehabilitation beginnt in der hausärztlichen Praxis |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 147-148 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Universität Gießen Daß Rehabilitation in den hausärztlichen Praxen beginnt und dort langfristig oft lebensbegleitend weitergeführt werden muß ist ein Satz dem man in dieser allgemeinen Form wohl ohne weiteres zustimmen kann. Was aber bedeutet dies konkret? Am Beispiel berufsbezogener Beratung bei koronarer Bypassoperation soll ein Aspekt der hausärztlichen Rolle aufgezeigt werden. Die vorwiegend medizinisch-epidemiologisch orientierte Forschung zur Rückkehr zur Arbeit (RzA) nach koronarer Bypassoperation geht in der Regel davon aus daß die postoperative Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit zum besten der Volkswirtschaft und der Patienten ist und fordert die Ärzteschaft auf ihre Patienten entsprechend zu beraten. Hausärzten wird in diesem Zusammenhang bisweilen unterstellt aufgrund fehlender fachlicher Qualifikation und starker sozialer Eingebundenheit zu schnell zur Frühberentung zu raten. Die Frage was die Patienten selbst zu diesem Thema zu sagen haben wurde in keiner Untersuchung hinreichend erörtert. Die Analyse beruflicher Rehabilitationsverläufe nach koronarer Bypassoperation anhand themenorientierter Leitfadeninterviews hat gezeigt daß die Entscheidung für oder gegen eine RzA häufig schon vor der Operation feststeht (vgl. Borgetto 1996). Von 60 Patienten(ehe)paaren sowie deren Hausärzten wurden je 30 prospektiv bzw. retrospektiv anhand 1- bis 1 5-ständiger Leitfadeninterviews untersucht. In der prospektiven Teilstudie um die es im weiteren geht fanden einen Monat präoperativ drei Monate postoperativ und 18 Monate postoperativ Befragungen statt. Insgesamt können fünf Fallgruppen unterschieden werden. Alle Patienten die sich präoperativ ihrer RzA sicher sind nehmen postoperativ ihre Erwerbstätigkeit wieder auf und thematisieren im Interview selten ärztliche Empfehlungen. Das gleiche gilt für die Patienten die sich bereits präoperativ ihres Ausstiegs aus dem Erwerbsleben sicher sind. Patienten die sich präoperativ ihrer RzA unsicher sind thematisieren nur dann ärztliche Beratungen wenn sie drei Monate postoperativ noch immer unsicher sind. Den andauernd unsicheren Patienten gelingt die RzA als einzigen in dieser Fallgruppe nicht. In diesen Fällen scheint die Realisierung der beruflichen Pläne gefährdet und ärztliche berufsbezogene Beratung von größerer Bedeutung zu sein. ... ___MH
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