Motivation - Die Behandler auf dem Holzweg? - Kooperation im Kontext der Alkohol-Rehabilitation - |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 172-173 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1997;
Abstract: 1Hochrhein Institut für Rehabilitationsforschung e.V. Bad Säckingen 2Fachkrankenhaus Hirtenstein Bolsterlang 3Institut für systemische Studien & Organisationsentwicklung Frankfurt am Main In der Rehabilitation sind die "Patienten" die primären Handlungsträger: Nur sie selbst können ihre handlungsleitenden Intentionen auf Ziele wie krankheitsadäquates Verhalten Umstellungen von Risikoverhalten kompensatorisches Auftrainieren von "Restfunktionen" etc. lenken. Damit kommt den Ärzten und anderen Therapeuten in der Rehabilitation eher die Rolle von "Beratern" als die von "Behandlern" der Patienten zu und die Abstimmung zwischen den Intentionen der Patienten und denen der Therapeuten wird notwendigerweise zu einer Schlüsselstelle des gesamten Reha-Prozesses. Die Forderung nach "Einbeziehung" Motivation oder "aktiver Mitwirkung" der Patienten gehört mittlerweile zum Standardrepertoire von Reha-Konzepten. Faktisch jedoch wird darunter verstanden daß die Rehabilitanden durch Information Ermahnung oder Überredung dazu gebracht werden sollen den Zielen der Organisation (Ärzte Therapeuten Kliniken Kostenträger) zuzustimmen. Diese drei Strategien sind nur bedingt erfolgreich da sie die Beeinflußbarkeit des Menschen überschätzen und die sogenannten unmotivierten Patienten zu Widerstands- und Vermeidungsstrategien geradezu herausfordern. Insbesondere im Kontext von Psychosomatik und Suchtbehandlung wird dieses Verhalten dann als " typischer" Bestandteil des spezifischen Störungsbildes definiert (Körkel 1988). Das Rehabilitationsziel der "eigenverantwortlichen Mitarbeit" unterstellt dem Patienten meist er handle erst dann eigenverantwortlich wenn er sich gesundheits- bzw. verordnungskonform verhält. In der Zusammenarbeit des Instituts für systemische Studien & Organisationsentwicklung und des Fachkrankenhauses Hirtenstein wurde im Rahmen von interner Weiterbildung und Organisationsentwicklung seit 1994 eine grundlegende Neukonzeption für die Behandlung in der Alkoholrehabilitation erarbeitet und mit den Versicherern abgestimmt. Die Aufgabe der "Motivationskonzepte" zugunsten eines Kooperationsansatzes hatte Konsequenzen weitreichender Art wobei hier nur die wichtigsten kurz genannt werden sollen: - Kooperation bedeutet Passung von Behandlungsangebot und Patientenanliegen. Im Falle nicht glückender Kooperation stehen "Patientenbeschuldigungsmodelle" als Erklärung nicht mehr zur Verfügung. - Einführung konsequenter Zielorientierung in der die reha-relevanten Intentionen der Rehabilitanden eruiert und zum Anknüpfungspunkt einer kooperativen Zielfindung gemacht werden (Vogel et al. 1994). Diese impliziert auch die Aufgabe des "Gießkannenprinzips (one fits all)" zugunsten der Planung individueller Therapieschritte. - Individuelle Therapieplanung bedarf eines diversifizierten und transparenten Behandlungsangebotes. ... ___MH
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