Können randomisierte klinische Studien zur seriellen Mineralbädertherapie in einer Metaanalyse zusammengefaßt werden? |
Journal/Book: [email protected]. 1997;
Abstract: 1Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster Direktor: Priv. Doz. Dr. med. K. L. Resch 2Klinik für Rheumatologie Physikalische Medizin und Balneologie der Justus-Liebig-Universität Gießen Leiter: Prof. Dr. med. K. L. Schmidt Metaanalysen stehen an erster Stelle der Evidenzhierarchie wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Sie sind abhängig von vergleichbaren Ergebnisparametern standardisierten Interventionen zeitlich vergleichbaren Meßzeitpunkten und der Angabe von Punkt- und Intervallschätzungen der Outcome-Parameter. Schätzungsweise existieren heute weltweit etwa 20 randomisierte klinische Studien zur Wirksamkeit seriell applizierter Mineralbäder. Die Hauptindikationen betreffen entzündliche und degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates. Untersucht wurden vor allem die Effekte von Schwefel- Sole- und Radonbädern. Die Ergebnisse sind mit Ausnahme der nachgewiesenen Wirkung von Radonbädern wenig konsistent. In der überwiegenden Mehrzahl der randomisierten klinischen Studien (RCTs) zur Wirksamkeit von Mineralbädern sind die Extraktionskriterien die für eine Metaanalyse erforderlich sind nicht komplett verfügbar bzw. die zentralen Ergebnisparameter und Meßzeitpunkte gestalten sich so different daß sich eine metaanalytische Zusammenfassung ausschließt. Die Testgüte der zentralen Ergebnisparameter ist teilweise gering bzw. fraglich validierte Parameter wurden kaum verwendet. Als Alternative einer Metaanalyse bietet sich das Konzept der 'best evidence synthesis' (BES) an. Das BES-Konzept selektiert Studien mit hinreichender meßtechnischer interner und externer Validität anhand von a priori festgelegten Kriterien (critical appraisal). Es versucht eine Brücke zwischen Metaanalysen und narrativen Reviews zu schlagen wenn die formalen Kriterien zur Durchführung einer Metaanalyse nicht erfüllt sind. Als Auswahlmerkmale balneotherapeutischer RCTs nach dem BES-Konzept erscheinen vor allem folgende Kriterien relevant: meßtechnisch abgesicherte Ergebnisparameter adäquate Wahl der Kontrollgruppe (z.B. Leitungswasser) Syndromspezifität (z. B. Arthrosen Wirbelsäulensyndrome entzündlicher Rheumatismus) Verblindung zumindestens des Arztes der die Befunde erhebt. Daneben sind natürlich die allgemeinen internen Validitätskriterien wie Homogenität prognotischer Faktoren keine oder standardisierte Kointervention oder Drop out- und Missing Value-Rate < 10% in jeder Gruppe zu beachten. Im Sinne des BES-Konzeptes können auch Studien zusammengefaßt werden die primär nicht für eine Metaanalyse geeignet sind. Dies erscheint vor allem für balneotherapeutische und anderen komplementärmedizinische Studien wegen der mangelnden Homogenität und fehlenden Standardisierung relevant.
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