Zum Suizidproblem in der neurologischen Rehabilitation |
Journal/Book: Rehabilitation 34 (1994) 2 S.102-109. 1994;
Abstract: Klinik für Neurologische Rehabilitation (Chefarzt: Dr. med. B. Kügelgen) am Nervenkrankenhaus des Bezirks Oberfranken (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. F. Böcker) Bayreuth Zusammenfassung Verknüpfungen zwischen somatischen sowie insbesondere neurologischen Erkrankungen und Suizidhandlungen werden aufgezeigt. Dabei verdeutlichen Untersuchungen zu verschiedenen Krankheitsbildern daß diese in der Motivbildung zur suizidalen Handlung nur einen Faktor darstellen. Stets treten biographisch-lerngeschichtliche Prädispositionen und belastende Variablen aus der aktuellen sozialen Situation hinzu. In der neurologischen Rehabilitation häufig manifeste depressive Syndrome und hirnorganische Beeinträchtigungen werden in ihrer Wertigkeit als Risikofaktoren für suizidales Verhalten diskutiert. Zudem wird versucht mit erhöhtem Suizidrisiko behaftete Phasen der Rehabilitation zu identifizieren. - Aktives und gezieltes Vorgehen in der Exploration sowie Erfassung der psychopathologischen Symptomatik sind zur Abschätzung der Suizidalität grundlegend. Verhaltensbeobachtungen und Angaben von Angehörigen haben in neurologischen Rehabilitationseinrichtungen diesbezüglich besonderes Gewicht. Das neuen Erkenntnissen zufolge differenzierter zu betrachtende "präsuizidale Syndrom" (nach Ringel 1969) hat unverändert große klinische Bedeutung für die Beurteilung der innerpsychischen Dynamik des einzelnen Patienten in seiner Entwicklung zur suizidalen Handlung. Widerspiegelung von Suizidalität in Gegenübertragungsreaktionen und die Kommunikationspathologie suizidalen Verhaltens sind neuere in die Abschätzung der Suizidalität bereichernd einzubeziehende Ansätze. - Die eine Leitlinie therapeutischen Vorgehens bei suizidalen Patienten ist charakterisiert durch eine spezifische Diagnostik und Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung was der Optimierung der fachlich-medizinischen Betreuung sogar suizidpräventiven Stellenwert zumißt. Das andere Grundprinzip erachtet den Aufbau einer therapeutischen Beziehung als unverzichtbar. Auf häufige Fehler im Umgang mit Suizidpatienten wird deshalb ausführlicher eingegangen. Gerade in neurologischen Rehabilitationseinrichtungen dürfen kustodiale Aspekte nicht vernachlässigt werden. Anmerkungen zur Suizidalität von Angehörigen und zu Einstellungen von Helfern Suizidpatienten gegenüber verdeutlichen die hohe praktische Relevanz dieser speziellen Fragestellungen.
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