Aufklärung über Eignung von Praxen Krankenhäusern und alternativen Heilmethoden - aus ärztlicher Sicht - (Spezielle Probleme der ärztlichen Aufklärungspflicht) |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 88(12) (1994) 1031-1034. 1994;
Abstract: Dr. Hans-Georg Fritz Berlin Vor zehn Jahren veröffentlichte die Kaiserin-Friedrich-Stiftung das letzte Symposion zum Thema ärztliche Aufklärung. Was ist in der Zwischenzeit geschehen daß eine Neuauflage nötig wurde? - Diagnostik Therapie und Prognose vieler Krankheiten haben sich sprunghaft weiterentwickelt. Mit steigender Selbstverständlichkeit einer optimalen Krankenversorgung auf dem Höchstniveau beobachten wir verwundert das Wiederaufleben natürlicher alternativer und auch obskurer Heilmethoden. Unsere fortgeschrittene Medien-Gesellschaft bietet immer neue highlights aus dem Neuland der Medizin. Patienten stehen ratlos und verunsichert vor einem unendlichen Angebot medizinischer Weisheiten. Sie suchen deshalb immer häufiger ihre Ärzte auf um sich der verschiedensten Methoden zu vergewissern und Aufklärung über ihre Eignung zu erhalten. Die Verlagerung von Diagnostik und Therapie aus dem Krankenhaus in die hochspezialisierte ambulante Medizin hält unvermindert an; dies führte im Jahre 1993 allein in Berlin zu 22 Millionen ambulanten Behandlungsfällen. Darunter finden sich heute Star-Operationen diffizile Tumor-Therapien chirurgische Eingriffe wie Leistenbruch- und Trommelfell-Operationen und eine ausgefeilte teils invasive kardiologische Diagnostik. Konsequenterweise stehen derzeit mehrere Tausend Krankenhausbetten zur Disposition um deren Fortfall gegenwärtig politisch gerungen wird. Demgegenüber gewinnen homöopathische ganzheitliche und von ihrer Wissenschaftlichkeit heftig umstrittene Verfahren publizistisch größeren Einfluß - teils aus Kritik an der hochtechnisierten Medizin teils aus dem Verlust der magischen Ansprüche von Menschen an den Arztberuf den Außenseiter gerne stillen und als Spezifikum ihrer Methoden preisen. Aufklärung aus fachkundiger Verpflichtung ist hier wichtiger denn je - nicht so sehr aus Angst vor juristischen Folgen sondern wegen der Verpflichtung des Arztes der Gesundheit des Einzelnen und des Volkes zu dienen wie es die Bundesärzteordnung festschreibt. Hier ist zu unterscheiden zwischen notfalls ergriffenen "Neuland-Methoden" die sich in unabgeschlossener wissenschaftlicher Erprobung befinden und solchen Methoden die sich der wissenschaftlichen Wertung beharrlich entziehen bzw. die Kriterien ihrer Überprüfung selbst definieren. Die moderne Medizin kann ohne den aufgeklärten gut informierten Patienten nicht mehr auskommen; zu viele Eingriffe werden - ohne daß die schicksalhafte Schwere eines Leidens dem Laien schon erkennbar wäre - heute im Rahmen einer vorsorgenden Medizin vorgenommen. Der Hypertoniker fühlt sich lange Jahre mit seinem Blutdruck wohl - er muß für die regelmäßige Therapie - trotz gelegentlich auftretender Nebenwirkungen - im Sinne einer Primärprophylaxe regelrecht gewonnen und motiviert werden. Auch der AIDS-Patient der zu Unrecht in eine politische moralische und juristische Sonder-Situation gedrängt wird ist therapierbar: Die Behandlung opportunistischer Infektionen erhält seine Immunkompetenz auf Jahre eines beschwerdearmen Lebens und eröffnet ihm die Chance neue Therapien zu erleben. Daß die Arztgattin eines führenden Politikers in der Öffentlichkeit behauptet solche Patienten mit Johanniskraut heilen zu können sollte mehr Juristen auf den Plan rufen als ein differentialdiagnostisch durchgeführter HIV-Test ohne Wissen des Betroffenen. Die Aufklärung über die Eignung von Praxen Krankenhäusern oder gar eine alternative Therapie geht daher vom Patienten als Partner aus den man - um gemeinsam voranzukommen - in Klarheit und Wahrheit auf einem möglichst hohen Informationsstand über sein Leiden und die geeigneten Hilfen hält. Dies gilt auch bei einer evtl. Ausweglosigkeit weiterer Medizin über die kein Heilversprechen durch unkonventionelle Methoden hinweghelfen kann... Stö_
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