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Journal/Book: Phys Rehab Kur Med 3 (1993). 1993;
Abstract: Schmittmann R. K. Moegling: Tai Chi Chuan: Physiologische und bewegungstherapeutische Wirkungsweisen. Bewegungslehre & Bewegungsforschung; Band 1 . 1992. 58 S. 46 Abb. 2 Tab. (Prolog Verlag Kassel.) Kart. DM 1 8 80. ISBN: 3-89395-200-4 Die vorliegende Broschüre betrachtet beschreibt und analysiert die Haltungen und Bewegungsfolgen wegen ihrer symbolhaften Ausdruckskraft auch als Bewegungsbilder bezeichnet der chinesischen Bewegungskultur "Tai Chi Chuan" mit westlichen therapeutisch- rehabilitativen Augen. Es wird aufgezeigt auf welche Weise und warum zumindest gewisse Teile aus dieser Bewegungslehre in die Bewegungs- und Trainingsarbeit beispielsweise von Herzkreislauf oder Rückenpatienten während ihrer Rehabilitationsphase integriert werden können. Nach Aussagen der Autoren ist die Akzeptanz durch die Patienten groß. Derartig künstlerisch- stilvolle eigentlich stilisierte weiche und feine Ganzkörperhaltungen und -bewegungen muten vorerst fremd an strahlen aber für viele Westeuropäer eine Faszination aus weil der Erlebnischarakter und die Verbindung zur Meditation manche anspricht Ein alle Bewegungsbilder tragendes und verbindendes Element ist die besondere etwas breite und ausladende Schrittstellung - sogenannte Schützenstellung links oder rechts - mit der durch die Knieflexion des vorderen Beines betonte und durchwegs beibehaltene Senkung des Körperschwerpunktes. Ein besonderes Schaukelritual mit einer nochmaligen Gewichtsverlagerung nach hinten und einer nachfolgend ausgelösten Schrittfolge führt zur kontralateralen Schützenstellung. Zu solchen bzw. ähnlichen Schrittstellungen bzw. -folgen gesellen sich zumeist weitausladende Armbewegungen die stets mit einer Handlungsvorstellung - Halten eines imaginären Balles oder das an sich Vorbeiziehen eines angreifenden Gegners - verbunden werden können. Das Wesentliche dieser Art fast haltender Bewegungen ist vorerst ihre eindeutig ritualisierte Vorgabe ihre je nach Schule festgelegte beschränkte Zahl die Ausgewogenheit der Mitbeteiligung des gesamten Körpers das stete Spiel mit dem Gleichgewicht die mögliche aktiv- konzentrierte Ruhe und die Leichtigkeit der in der Geschwindigkeit stets wechselnden Bewegungen. Es entsteht ein fast kontinuierliches Fließen der Aktivität von einer Muskelgruppe zur nächsten. Bei un- und wenigtrainierten Patienten bzw. Teilnehmern ist die Ganzkörperbeanspruchung für ein aerobes Training ausreichend. Die Bewegungsübungen enthalten zahlreiche Aspekte aus der funktionellen Bewegungslehre und berücksichtigen in hohem Maße die ergonomischen Prinzipien der physiologisch aufrechten Haltung. Die Darstellung der Grundhaltung des Grundschrittes des Tai- Chi- Chuan- Gehens und der dazugehörigen Armbewegungen werden von erklärenden Hinweisen auf die funktionelle Anatomie auf ältere und neuere Ansichten aus der manuellen Medizin über die physiologische bzw. pathologische Lösung motorischer Aufgaben und auf allgemeine Ansichten über Entstehung und Bekämpfungsmöglichkeiten der oft bemühten sogenannten Zivilisationsschäden unterbrochen. Diese Abschnitte zeugen vom verkrampften lückenhaften Bemühen der Autoren alle modernen therapeutischen Prinzipien in den Bewegungsbildern wiederzufinden. Nicht alle Leser und Kenner werden mit diesen Ausführungen wohlwollend umzugehen verstehen. Die Sorgfalt in der Text- und Bildgestaltung aber auch im Fluß der Erläuterungen läßt vieles zu wünschen übrig. Die kleine Schrift stellt insgesamt eine nützliche und wertvolle aber unausgereifte Anregung dar sich zum Zwecke einer Bereicherung bisheriger rehabilitativ wirksamer Übungsprogramme mit einer alten sinnträchtigen Bewegungskultur auseinanderzusetzen. Die Broschüre kann und will keine fertigen Bewegungsübungen vermitteln die man sich im Selbststudium aneignen und in die bisherige Therapie integrieren könnte. E. Senn München
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