Wann beginnt das menschliche Leben aus bioethischer Sicht? |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 10-11) 783-787. 1993;
Abstract: Dr. med. Bettina Schöne-Seifert Philosophisches Seminar der Georg-August-Universität Göttingen Wann beginnt das menschliche Leben aus bioethischer Sicht? - eine Viertelstunde für ein Referat zu diesem Grundlagenproblem ist eine fast tödlich zu nennende Vorgabe. Dennoch werde ich nicht unmittelbar zum eigentlichen Thema nämlich der Frage welcher Umgang mit Embryonen moralisch zulässig sei kommen. Denn es ist mir wichtig daß Sie in "Bioethik" als deren Vertreterin ich hier ja gewissermaßen sprechen soll keine selbsternannte Radikalposition sehen. Die mir als Referattitel vorgegebene Frage wirft sofort eine Reihe begrifflicher Folgefragen auf - nämlich: Was genau ist "Bioethik"? Läßt sich dieser Unternehmung tatsächlich eine gemeinsame Sichtweise zuschreiben? Und schließlich: Inwiefern könnte denn überhaupt der naturwissenschaftlich unbestreitbare Beginn artspezifischen menschlichen Lebens mit der Verschmelzung von Samen und Ei durch eine andere Disziplin sinnvollerweise in Frage gestellt werden? Schon der Begriff "Ethik" ist unscharf kann er doch sowohl auf die Menge geltender Moralurteile abzielen (so etwa wird 'ärztliche Ethik' häufig verstanden) als auch so sei er im folgenden verstanden die kritische Untersuchung von Moralurteilen und deren Begründbarkeit meinen. Hierbei ist es hilfreich eine übliche Unterscheidung zu treffen zwischen Moralurteilen erster Ordnung die Aussagen über die moralische Zulässigkeit von Handlungen den moralischen Wert von Charakteren oder die Löblichkeit eines Handlungsmotivs sind und Moralurteilen zweiter Ordnung welche Aussagen über Urteile erster Ordnung deren Bedeutung Begründbarkeit Zugehörigkeit zu einer bestimmten Argumentationsform etc. sind. Sogenannte Bereichsethiken lassen sich nach den jeweiligen Handlungs- und Praxisbereichen definieren welche den Gegenstand für Moralurteile erster Ordnung ausmachen (und insofern Iäßt sich von der einen Medizinethik Wirtschaftsethik oder Bioethik sprechen). In ihren Bewertungen aber divergieren die auf den jeweils einen Gegenstand bezogenen Moralurteile natürlich; und die Urteile zweiter Ordnung halten sich gar nicht mehr an diese Einteilung sondern sind naturgemäß bereichsüberspannend. Insofern spiegelt sich die Vielfalt möglicher Auffassungen über Moral über deren richtige oder falsche Inhalte gute oder schlechte Begründungen auch in den Bereichsethiken wider. Bioethik nun ein erst in der jüngeren Vergangenheit aus dem angloamerikanischen Sprachraum importierter Begriff soll lediglich einen weiteren Handlungsbereich bezeichnen als den der von ihm mit umfaßten Medizin. ... Stö_
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