FREUDENSTÄDTER KLIMAKUR THERAPIEKONZEPT ZUR BEHANDLUNG VON PATIENTEN MIT FUNKTIONSSTÖRUNGEN DES HERZ-KREISLAUFSYSTEMS OHNE ORGANBEFUND |
Abstract: Aus dem Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. E. Senn Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Leyla Abkai aus Teheran/Iran 1993 Zusammenfassung Im Zeitraum September 1989 bis Ende September 1990 wurde im Heilklimatischen Kurort Freudenstadt bei 27 Patienten (Durchschnittsalter 47 Jahre) mit Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems die Wirkung eines dreiwöchigen Klimakur Konzeptes untersucht. Der Schwerpunkt dieses Konzeptes wurde auf die Erhöhung der körperlichen Ausdauerleistungsfähigkeit gelegt. Durch gezielt eingesetzte Terrainwanderungen Kaltluftliegekuren Gymnastik und physikalisch-therapeutische Maßnahmen sollte eine Verbesserung des Beschwerdebildes erzielt werden. Zur Erfassung der Veränderungen im Trainingszustand der Patienten wurde zu Kurbeginn und nach drei Wochen eine laufbandergometrische Belastungsuntersuchung und ein Geländetest durchgeführt wobei als Parameter Herzfrequenz Blutdruck Laktatwert und Puls-Blutdruckprodukt bestimmt wurden. Zur Objektivierung des psychischen Befindens und der Begleitsymptomatik sowie des Schlafverhaltens wurde ein neu konzipierter Fagebogen angewendet. Zum Vergleich des therapeutischen Effektes der "Freudenstädter Klimakur" mit der herkömmlichen Badekur wurden 24 Patienten mit identischer Indikation die an einer dreiwöchigen Badekur in Freudenstadt teilnahmen herangezogen. Die Kaltluftliegekur wurde als Therapieelement in die Freudenstädter Klimakur eingebaut und sollte als ergänzende Maßnahme zum Terraintraining der Steigerung der körperlichen Ausdauerleistungsfähigkeit (training en repos) dienen. Zur Unterstützung dieser Theorie wurden mit zwei Patientengruppen Liegekuren (drei Wochen lang / drei mal pro Woche) durchgeführt. Beim Vergleich der Belastungswerte der Patienten beider Gruppen miteinander am Kuranfang und Kurende sowie mit den Referenzwerten aus der gesunden Normalbevölkerung wurde festgestellt: 1. Am Kuranfang wiesen die Patienten der Klimakurgruppe und der Kontrollgruppe unter standardisierter Belastung höhere Herzfrequenzwerte als die gesunde Normalbevölkerung auf. Dies ist ein Hinweis auf den unterdurchschnittlichen Trainingszustand der Patienten beider Gruppen. 2. Die Patienten beider Gruppen zeigten unter Belastung am Kuranfang keine wesentlichen Unterschiede in Herzfrequenz- Blutdruck- und Laktatwert. Dies weist auf den identischen Trainingzustand sowie auf die Vergleichbarkeit beider Gruppen hin. 3. Nach dreiwöchiger Klimakur verbesserten sich die Herzfrequenz- Blutdruck- und Laktatwerte der Patienten der Klimakurgruppe unter gleicher Belastung signifikant bis hochsignifikant. Dies ist auf eine Steigerung der Ausdauerleistungfähigkeit der Patienten zurückzuführen. Die Veränderungen der Vergleichswerte nach dreiwöchiger Badekur bei den Patienten der Kontrollgruppe konnten dagegen statistisch nicht gesichert werden. 4. Die quantitative Erfassung der Veränderungen des psychischen Befindens des subjektiven Beschwerdebildes und der Schlafgewohnheiten mit Hilfe von Merkmals- und Beschwerdekomplexen durch einen neu konzipierten Fragebogen ergaben eine positive Veränderung der gemessenen Parameter im Sinne einer Verbesserung des subjektiven körperlichen Befindens die in Richtung einer Zunahme der psychophysischen Stabilität und Verringerung der körperlichen Affektresonanz sowie eine Verbesserung des Schlafverhalten interpretiert werden kann. Dies kann auf eine Verbesserung des reduzierten Gesundheitszustandes sowie den Milieuwechsel und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Patienten in der Gruppe (soziale Faktoren) zurück geführt werden. 5. Die Patientengruppe die nur die Kaltluftliegekur unter leicht kühlen Bedingungen durchführte wies am Ende der Liegekur (im Gegensatz zur Patientengruppe unter normothermen Bedingungen) eine statistisch gesicherte Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit auf. 6. Die Freudenstädter Klimakur kann aufgrund der nachgewiesenen Effekte bei der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit von Patienten mit Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems zur Verbesserung des Krankheitsbildes erfolgreich eingesetzt werden. ___MH
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