Ein Fall aus der Praxis (1 ): Blässe und Atemnot

Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 86 (1992) 1035-1037. 1992;

Abstract: Prof. Dr. Hans Berndt Klinik für Innere Medizin (Charité) der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Der Fall Die 76jährige Rentnerin sucht den Arzt auf weil sie in den letzten Wochen - den genauen Beginn der Beschwerden kann sie nicht bestimmen - beim Treppensteigen (sie wohnt im 3. Stock) unter Atemnot und Herzklopfen leidet und deshalb in jedem Stockwerk stehen bleiben muß. Bei genauerer Befragung ergibt sich daß sie bereits seit Monaten nicht mehr so leistungsfähig ist wie gewohnt. Sie hat das dem Alter zugeschrieben und nicht als krankhaft gewertet. Sie ist leicht ermüdbar legt sich deshalb mittags auf das Sofa und vernachlässigt ihren kleinen Garten. Vor einigen Tagen ist ihr beim Anstehen vor der Kasse im Supermarkt "schwarz vor den Augen" geworden. Sie mußte sich auf einen anderen Kunden stützen und brauchte länger als sonst für den Heimweg. Andere Beschwerden lassen sich nicht erfragen. Sie hat Appetit hat nicht abgenommen obwohl sie gern etwas schlanker wäre und die Grundfunktionen (Schlaf Stuhlgang u. a. m.) sind ungestört. Bis auf Kinderkrankheiten eine Blinddarmoperation mit 10 Jahren und eine Gallenblasenoperation vor 22 Jahren war sie immer gesund. Eine Arthrose der Kniegelenke macht ihr wenig zu schaffen. Seit einigen Jahren ist ihr eine Erhöhung des Blutdrucks bekannt doch sei - so wurde ihr gesagt - eine Arzneibehandlung nicht erforderlich lediglich gelegentliche Blutdruckkontrollen. Sie gesteht daß sie diese nicht wahrgenommen hat ebenso ist sie nicht der Empfehlung gefolgt wegen eines zweimal erhöht gefundenen Blutzuckers zu nachfolgenden Kontrolluntersuchungen zu gehen. Sie hat sich gescheut einen neuen Arzt aufzusuchen nachdem ihr vertrauter Hausarzt seine Praxis aufgegeben hat. Frau M. ist klein und dick. Dem Arzt der sie zum ersten Mal sieht fällt auf daß sie blaß ist. Sie sagt - darauf angesprochen - sie habe immer als "blasse Blondine" gegolten (inzwischen ist das Haar weiß geworden). Die körperliche Untersuchung ergibt außer einer mäßigen Tachykardie von 88/min (aber die Patientin wirkt etwas aufgeregt beim ersten Besuch eines neuen Arztes!) und einer Blutdruckerhöhung auf 180/80 keinen faßbaren Befund. Diagnostische Überlegungen Die Belastungsdyspnoe kann - wie meist - kardial bedingt sein. Hat die Patientin eine koronare Herzkrankheit oder ein Hochdruckherz? Es finden sich ... wt

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