Nosokomiale Infektionen in der Infektionsmedizin |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 86 (1992) 143-146. 1992;
Abstract: Prof. Dr. Renate Baumgarten Infektionsklinik (Chefärztin: Prof. Dr. sc. med. R. Baumgarten) des Krankenhauses Berlin-Prenzlauer Berg Krankenhausbetrieb von Berlin Unter Infektionsmedizin versteht man die in Klinik und Praxis angewendete Mikrobiologie Epidemiologie und Hygiene. Diese moderne Definition des Fachgebietes Infektiologie umfaßt mehr als die Subdisziplin der Inneren Medizin und schließt die Wahrnehmung interdisziplinärer Probleme mit ein. Auch nosokomiale Infektionen sind ein interdisziplinäres Problem das alle Fachgebiete betrifft. Sie sind schon immer die negative Begleiterscheinung des medizinischen Fortschritts gewesen. Während Hepatitisepidemien nach Schutzimpfungen und/oder Puerperalfieber in der Vergangenheit ihre Ursache in der damals noch nicht vollständigen Erschließung des pathogenen Erregerspektrums und den Möglichkeiten seiner Transmission hatten ist die aktuelle Situation in der modernen Medizin eng mit der zunehmenden Disproportion zwischen Erreger und Wirt assoziiert. Die vergangenen 20 Jahre brachten in der modernen Medizin erhebliche Fortschritte in der Entwicklung eines effektiven chemotherapeutischen Therapieprinzips für wenigstens die Hälfte aller schweren Tumorerkrankungen. Nieren- Knochenmark- Leber- Herz- und Lungentransplantationen ermöglichen ein Überleben unter den Bedingungen der zur Organerhaltung notwendigen maximalen Immunsuppression. Die apparative Medizin einschließlich der Dialyse und der kompletten parenteralen Ernährung gibt Patienten die Möglichkeit des Überlebens. Aufgrund dieser Möglichkeiten eines Lebens das auf Kosten einer extremen Disproportion zwischen Erreger und Wirt erreicht wurde ist klar geworden daß Begriffe wie Virulenz und Pathogenität nur im Zusammenhang Erreger/Wirt gebraucht werden können und daß unter den Bedingungen der o. g. extremen Disproportionen auch bisher als apathogen klassifizierte Keime schwere Krankheitsbilder verursachen können. Der immunkomprimierte Patient ist deshalb durch nosokomiale Infektionen in hohem Maße gefährdet. Der Begriff der nosokomialen Infektion ist definiert als eine während des Krankenhausaufenthaltes erworbene Infektion die sich unter Berücksichtigung der Inkubationszeit auch nach der Klinikentlassung entwickeln kann. Am häufigsten manifestieren sich Infektionen des Urogenitaltraktes chirurgische Wundinfektionen Pneumonien Sepsis Haut- und Bindegewebsinfektionen. Das Erregerreservoir für nosokomiale Infektionen kann die endogene Flora von Haut Respirations- und Gastrointestinaltrakt des Patienten sein. Das exogene Reservoir wird von der unbelebten Umgebung des Patienten aber auch von medizinischem Personal und anderen Patienten gestellt ... wt
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