Konservative Frakturbehandlung des Erwachsenen

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 3/ 1991; S. 15/ 25; (133 Jg.). 1991;

Abstract: Prof. Dr. med. L. Schweiberer Chirurgische Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität Klinikum Innenstadt München Die von Lorenz Böhler perfektionierte Kunst der konservativen Knochenbruchbehandlung wurde seit Einführung standardisierter Operationstechniken durch die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese (AO) vor über 30 Jahren mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Die Vermeidung der Immobilisierungskrankheit durch die frühzeitige Mobilisierung des Patienten war schlagendes Argument für die operativen Knochenbruchbehandlungen in der zunehmend technisierten und schnellebigen Zeit. Das faszinierende Erwerben von Kenntnissen der neuen verschiedenen Osteosyntheseverfahren hat die volle Konzentration einer Generation junger Chirurgen erfordert. Umgekehrt hat die Ausbildung in der konservativen Gipsbehandlung den Anschluß verloren und Lücken in der "Kunst" geschlossener Knochenbruchbehandlung hinterlassen. Man darf aber nicht übersehen daß etwa 50% der Frakturen beim Erwachsenen und über 90% der Brüche bei Kindern auch heute konservativ behandelt werden. Pendel in Mittelstellung halten Obwohl es auch in der Chirurgie Modeerscheinungen gibt sollte man nun nicht dem Fehler verfallen das Pendel von der Seite der Osteosynthesen wieder auf die Seite der Gipsbehandlung ausschlagen zu lassen. Ziel des IX. Münchner Innenstadt-Symposiums eines vom 11. bis 13. Oktober 1990 im Gasteig durchgeführten Expertentreffens war es das Pendel genau in der Mitte einspielen zu lassen und den richtigen Weg zwischen Osteosynthese und geschlossener Frakturbehandlung zu weisen. Neue Techniken aus den USA Neue Techniken aus den USA mit zum Teil beachtenswerten Ergebnissen verbunden mit dem Namen Sarmiento* haben nun seit einigen Jahren in die Palette der Behandlungsmöglichkeiten hierzulande Eingang gefunden. Es zeigte sich daß gewisse Operationen durch Verwendung neuer Materialien und neuer Techniken vermeidbar sind so z. B. bei der Behandlung geschlossener Unterschenkelfrakturen wo sich manche Bruchformen und -lokalisationen sehr gut für die konservative Behandlung mit dem sog. "Brate" eignen. Es hat sich auch herausgestellt daß manche Brüche zu häufig operiert (z. B. Unterschenkelschaft) und andere Frakturen zu häufig mit schlechtem Ergebnis (z. B. Oberarmkopf) konservativ behandelt wurden. Aktualisierte Behandlungsempfehlungen Will man nun ein Fazit ziehen so ergeben sich eindeutige Vorteile insbesondere unter Verwendung der Sarmiento-Technik für die konservative Bruchbehandlung am Oberarmschaft sowie bei den geschlossenen und wenig dislozierten Brüchen des Unterschenkelschaftes. ... *Erfinder der frühfunktionenellen Behandlung mittels Kunststoff-Hülsenapparat (Brace) ab

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Konservative Frakturbehandlung des Erwachsenen - eine Standortbestimmung