Hermann Nothnagel (1841-1905) - Versuch einer Würdigung zum 150. Geburtstag |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 85 (1991/Heft 24) 1213-1220. 1991;
Abstract: Dr. Gabriela Schmidt Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien Wien Es ist besonders dankenswert daß von einer Zeitschrift die sich die Fortbildung auf dem Gebiet der modernen Heilkunde zum Ziel gesetzt hat eine Würdigung dieses großen Klinikers der Vergangenheit gewünscht wird. Gerade Hermann Nothnagel zählte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Internisten im deutschen Sprachraum. Nach einer biographischen Skizze soll daher versucht werden den Entstehungsgang jener Erkenntnisse Nothnagels die bis heute in der Medizin Gültigkeit haben darzustellen. Dabei werden auch sein medizinisches Denken und seine Forschungsmethodik die immer noch beispielgebend sein könnten offenbar. Hermann Nothnagel wurde am 28. September 1841 als Sohn eines angesehenen wenig begüterten Landarztes in Alt-Lietzegöricke in Brandenburg geboren und wuchs mit drei Schwestern in bescheidenen Verhältnissen heran. Durch seinen bisher unübertroffenen Biographen den Wiener Medizinhistoriker Max Neuburger (1868-1955) - selbst ein Schüler und Freund Nothnagels - ist uns eine anschauliche Schilderung des idyllischen Familienlebens überliefert das die Herzensbildung des heranwachsenden Knaben prägte. Um hohe Kosten zu umgehen studierte Nothnagel von 1859 bis 1863 an der Berliner militärärztlichen Akademie "Pepiniére" die nach dem Vorbild des Josephinums in Wien gestaltet worden war. Seine Lehrer waren u. a. Emil du Bois-Reymond (1818-1896) Rudolf Virchow (1821-1902) Bernhard von Langenbeck (1810-1887) und Albrecht von Graefe (1828-1870). Die innere Medizin war durch Ludwig Traube (1818-1876) den Nothnagel besonders verehrte vertreten. Traube hatte sich übrigens auf einer Studienreise in Wien die von Carl von Rokitansky (1804-1878) und Joseph Skoda (1805-1881) geprägte Fundierung des klinischen Denkens auf der Basis der Verbindung von physikalischer Diagnostik und pathologischer Anatomie angeeignet. Nach Nothnagels Worten ging Traube "von der physikalischen Seite aus und trat mit physiologischen Experimenten an das Studium der klinischen Fragen heran." Bevor sich Nothnagel an der Charité gänzlich der Führung des Klinikers Traube anvertraute erhielt der noch Studierende die ehrende Aufforderung Virchows sich vollkommen der theoretischen Forschung zu widmen. Obwohl Nothnagel dadurch die achtjährige Militärdienstverpflichtung die den Zöglingen der Pepiniére auferlegt war hätte umgehen können und ihm außerdem unter Virchow vermutlich ein rascher wissenschaftlicher Aufstieg gewinkt hätte lehnte der ... Stö_
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