Freie Radikale und Krebs |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 14/ 1990; S. 213/ 45 - 214/ 46; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. M. R. Clemens Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Tübingen Freie Radikale und Antioxidanzien - dieses Thema wird von medizinischen Experten verschiedener Fachrichtungen immer lebhafter diskutiert. In der MMW wurde zuletzt in 131 (1989) 472-474 allgemeiner darüber berichtet. Besondere Bedeutung könnte die Thematik in der Onkologie erlangen sowohl was Einblicke in die Karzinogenese als auch abgeleitete Präventions- und Behandlungsstrategien angeht. Freie Radikale und Karzinogenese Die Vielfalt von Neoplasien spricht gegen einen einheitlichen initialen Mechanismus bei der Karzinogenese. Eine Reihe von Befunden weist jedoch darauf hin daß freie Radikale bei bestimmten Neoplasien pathogenetisch bedeutsam sind: 1. Sauerstoffradikale entstehen z. B. in vitro durch Asbestfasern und Dieselrußpartikel. Die Relevanz dieses Befundes für die Karzinomentwicklung nach Asbest- oder Dieselrußpartikelexposition muß noch geklärt werden. 2. Viren können einerseits die Bildung von Sauerstoffradikalen durch Interaktion von Glykoproteinen der Virusoberfläche mit der Plasmamembran phagozytierender Zellen stimulieren. Die mutagene und karzinogene Wirkung aktivierter Granulozyten durch Bildung von Sauerstoffradikalen ist andererseits seit einigen Jahren bekannt. Ob dies auch für eine virusinduzierte Bildung von Sauerstoffradikalen in phagozytierenden Zellen gültig ist muß noch belegt werden. 3. Tabakrauch enthält eine große Anzahl chemischer Verbindungen die biologisch aktiv sind. Sowohl in der Teer- als auch in der Gasphase befinden sich große Mengen freier Radikale. Die Inkubation kulturierter menschlicher Zellen mit dem Rauch kann zu Einzelstrangbrüchen der DNS führen. Extrakte der Teerphase des Rauchs können ebenfalls die DNS schädigen. Den freien Radikalen im Rauch kann hierbei eine wesentliche Bedeutung als Initiator und Promotor des Bronchialkarzinoms zukommen; die Beweiskette ist jedoch noch nicht lückenlos. 4. Karzinome des Mund- und Rachenraumes werden häufig beim kombinierten Alkohol- und Nikotinabusus beobachtet. Eine karzinogene Wirkung von Ethanol per se ist nicht bekannt jedoch werden freie Radikale beim Metabolismus des Ethanols gebildet. Es ist nicht geklärt wie Zigarettenrauch und Alkohol gemeinsam ihre epidemiologisch belegte potenzierte karzinogene Wirkung entfalten und ob freie Radikale dabei eine Rolle spielen. ... ab
Keyword(s): D26 - G2 Radikale Antioxidanzien - medizinische Onkologie
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