Kochsalz - ja oder nein? Zur Beurteilung natriumhaltiger Heil- und Mineralwässer |
Journal/Book: Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 30: 352-370 (1989). 1989;
Abstract: Aus dem Institut für kurmedizinische Forschung Bad Wildungen und dem Institut für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung der Philipps-Universität Marburg/Lahn (Direktor: Prof. Dr. G. Hildebrandt) Zusammenfassung Die Beurteilung der Wirkung des im Rahmen von Trinkkuren zugeführten Natriums auf den Blutdruck kann nicht im Rückschluß aus epidemiologischen Studien erfolgen vielmehr müssen die speziellen Gegebenheiten insbesondere die adaptive Wirkungsweise dieser Therapieform berücksichtigt werden. So hat sich bei experimentellen 4wöchigen Haustrinkkuren mit verschiedenen natriumhaltigen Heilwässern bei gesunden Probanden gezeigt daß die Ausscheidung zusätzlich zugeführter Elektrolyte bei gleichbleibender Zufuhrmenge im Kurverlauf signifikant ansteigt. Die Erhöhung bleibt über das Trinkkurende hinaus bestehen und stellt somit das Ergebnis eines sogenannten funktionellen Adaptationsprozesses dar. Da bei diesen Untersuchungen der Blutdruck der Probanden abgefallen war wurden experimentelle 4wöchige Haustrinkkuren mit täglicher Zufuhr von 1400 ml eines Natrium-Hydrogencarbonat-Säuerlinge (ca. 600 mg Na/I) bei 46 Patienten mit arterieller Hypertonie durchgeführt und der Blutdruck täglich kontrolliert. Dabei zeigte sich daß der Blutdruck auch bei diesem Patientenkollektiv nicht anstieg sondern im Kurverlauf sogar signifikant abfiel. Das zu Kurende erreichte niedrigere Blutdruckniveau blieb dabei auch nach Kurende erhalten. Für den Wirkungsmechanismus ist vor allem die Tatsache wichtig daß der Blutdruck von der unverändert beibehaltenen von Patient zu Patient aber unterschiedlichen. Medikamenteneinnahme weitgehend unabhängig war. In einer weiteren vergleichenden Studie wurden mit derselben Methodik 24 weitere Hypertoniker untersucht. wobei in Doppelblindanordnung bei der Hälfte der Patienten in gleicher Dosierung ein natriumarmes Vergleichswasser (ca. 40 mg Na/I) verabreicht wurde. Auch bei dieser Untersuchung fielen der systolische und diastolische Blutdruck im Trinkkurverlauf signifikant ab und zwar bei beiden Teilgruppen in gleichem Maße. Die zu Trinkkurbeginn und zu Trinkkurende mitkontrollierten Serum-ANP-Spiegel zeigten im Mittel signifikante Anstiege. Als Wirkungsmechanismus für die Blutdruckrückgänge bei Trinkkuren mit natriumhaltigen Heilwässern muß neben einem Wirkungsunterschied von Natriumchlorid und Natriumbicarbonat vor allem eine adaptive Steigerung der Regulationsleistungen des Organismus unter Einschluß der natriuretischen Systeme diskutiert werden. . . .
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