Lehren aus der Therapiegeschichte - der therapeutische Optimismus und seine Tücken

Journal/Book: internist prax. 1989; 29: 141-149.

Abstract: Um einem Kranken wirksam zu helfen, sollten unser Verständnis des Krankheits-prozesses und unsere therapeutischen Möglichkeiten immer wieder größer sein, als sie es tatsächlich sind. Dies ist eine Grundsituation in der ärztlichen Praxis al-ler Zeiten. Die Ärzte sind ihr fast immer mit therapeutischem Optimismus begegnet; Ärzte und auch Patienten haben jeweils auf die Behandlungsgrundsätze und die Heilmittel vertraut, die durch Berufserfahrung erprobt und durch wissenschaftliche Theorien begründet erschienen. Der vorliegende Essay gibt Beispiele für diesen therapeutischen Optimismus von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. Die Tücken dieser für die ärztliche Praxis wohl unentbehrlichen Einstellung werden dabei deutlich: Eine rationale Therapie ist nicht besser als die zugrundeliegende pathogenetische Theorie; übertriebene therapeutische Aktivität kann für einen Kranken zur nutzlosen Qual werden, wovor schon Hippokrates warnte; der optimistische Therapeut oder begeisterte Pionier eines neuen Heilmittels kann blind sein für dessen toxische Nebenwirkungen oder das Entstehen einer Sucht. Kurz: Es lebe der therapeutische Optimismus -aber laßt ihn nicht überborden!

Zurück | Weiter