Grundlagen der Thermotherapie |
Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. KIim.17 (1988) 399-400. 1988;
Abstract: Aus der Klinik für Physikalische Medizin Balneologie und Rheumatologie am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen in Bad Nauheim Wärme kann zu therapeutischen Zwecken durch Leitung Konvektion und Strahlung auf den Menschen übertragen werden; nicht selten sind am Wärmeübergang mehrere dieser physikalischen Transportmechanismen gleichzeitig in unterschiedlichem Maße beteiligt. Primäre Folgen eines Temperaturanstieges im lebenden Gewebe sind Stoffwechselsteigerung und Arteriolen-Dilatation; sekundäre therapeutisch erwünschte Wirkungen einer örtlichen Wärmezufuhr sind Schmerzstillung Muskeldetonisierung die Stimulation von Filtration Diffusion und Phagozytose sowie die Entzündungshemmung. Zu den "Fernwirkungen" lokaler Wärmeapplikationen rechnet man die konsensuelle Vasodilatation die Beruhigung und die Auslösung sog. kutiviszeraler Reflexe. Als eher unerwünschte Allgemeinwirkung muß die Kreislaufbelastung durch die Thermoregulation erwähnt werden die unvermeidlich ist da der Kreislauf aufgrund der hierarchischen Gliederung der Regelmechanismen im Dienste der Wärmeregulation steht. Über die Mechanismen die den therapeutisch erwünschten Wärmeeffekten zugrunde liegen besteht noch weitgehende Unklarheit; insbesondere sind die antiphlogistischen muskeldetonisierenden und schmerzstillenden Wirkungen der Wärme erst teilweise verständlich. Noch wesentlich schwieriger zu beantworten ist die Frage nach evtl. gesetzmäßigen Beziehungen zwischen intraabdominellen Organen und äußeren Wärmeapplikationen; widersprüchliche Aussagen dazu scheinen zumindest teilweise durch unterschiedliche Ausgangsbedingungen bedingt zu sein. Ebenso unbefriedigend sind die bisher verfügbaren Informationen über das pharmakokinetische Verhalten von Medikamenten unter Wärmezufuhr was verständlicherweise unter den Bedingungen der Hyperthermie von besonderem Gewicht sein dürfte. Eine Ausnahme sind Untersuchungen mit Zytostatika unter den Bedingungen der "hyperthermen Chemotherapie" in der Behandlung maligner Tumoren. Hier gibt es eine Menge gesicherter Erkenntnisse. Während lokale Wärmeapplikationen in der Regel nicht mit dem Ziel der Körpertemperaturerhöhung appliziert werden und eine solche auch meist gar nicht bewirken können ist dies bei der gezielten Überwärmungsbehandlung z. B. mit Moorbädern Überwärmungsbädern und anderen Verfahren beabsichtigt. Durch den Einsatz der Hyperthermie in der Tumortherapie ist die Forschung auf diesem Gebiet enorm stimuliert worden und es gibt jetzt sogar ein eigenes "International Journal of Hyperthermia". Von besonderer Aktualität sind die endokrinologischen und immunologischen Aspekte der gezielten Körpertemperaturerhöhung. ... ___MH
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