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December 2024

Halbtägige Auswertung von Meßreihen der kollektiven Körperkerntemperatur (KKT)

Journal/Book: Z. Physiother. 40 (1988) 17-22. 1988;

Abstract: Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster (Direktor: OMR Dr. med. K. Hofmann) Zusammenfassung Es werden halbtägige Messungen der KKT bei Patienten mit Rheumatoidarthritis mitgeteilt die zeigen daß ein deutlicher "Gang" der KKT mit einem Minimum der Meßwerte morgens gegenüber nachmittags 15.00 Uhr vorhanden ist. Die Korrelation der festgestellten Werteänderungen muß auf die Ausgangswert-Endwert-Beziehungen bezogen werden. Einer besonderen Berücksichtigung bedarf dabei die Fehlschlußweise des a:(a-b)-Effektes nach V. D. BIJL. Die Berechnung der Autokorrelationsfunktion läßt periodische Trenderscheinungen im Verlauf einer Kurbehandlung erkennbar werden. Die circadiane Variabilität vieler (wenn nicht aller!)Körperfunktionen ist ein chronobiologisches Faktum das sein logisches Gegenstück in der entsprechenden Antwortleistung des Organismus besitzen muß. Ein sehr handgreifliches Beispiel dazu ist das Phänomen der tageszeitlich unterschiedlichen Empfindlichkeit des menschlichen Organismus gegenüber wärmezuführenden und/oder wärmeentziehenden therapeutischen Maßnahmen an der äußeren Körperoberfläche. Diese läßt sich grob in eine Zweiphasigkeit gliedern die in enger Beziehung zu den bekannten Tag-Nacht-Differenzen der Körperkerntemperatur steht. Dem "normalen Therapietag" der Praxis entsprechend müssen die Messungen dazu zwischen morgens 6.00 Uhr und 18.00 Uhr abends durchgeführt werden und auch auf diese im allgemeinen beschränkt bleiben. Wir befaßten uns daher seit geraumer Zeit damit das Verhalten der KKT in etwa halbtägigen Abständen zu überprüfen. Dabei waren nicht nur physiologische sondern auch biometrische Gesichtspunkte besonders das Problem der Ausgangswert-Endwert-Beziehungen zu berücksichtigen. Zudem wird jede zeitliche Abhängigkeit von Messungen irgendwelcher Körperfunktionen von dem "Abtastmodus der Zeitfunktion" (SINZ) diktiert der ihnen zugrunde gelegt werden kann oder muß. Wird dabei rechnerisch so vorgegangen daß die Meßwertdifferenzen an zwei folgenden Meßzeitpunkten zum jeweiligen "Ansgangswert" korreliert werden so tritt das Phänomen des sog. "a: (a-b)-Effektes" gravierend in Erscheinung. Diese statistische Fehlschlußweise bedarf besonderer kritischer Würdigung (s. dazu JORDAN 1972 WAGNER 1960 1968). Material und Methode Unseren Untersuchungen liegen insgesamt Messungen der KKT von Patienten mit einer kurbehandlungsfähigen Rheumatoidarthritis (Moorbäderkur in Bad Elster) über den gesamten Kurverlauf zugrunde die nach folgendem Plan ausgewertet bzw. berechnet wurden: F1 Frühwert (6.00 Uhr) F2 Frühwert des Folgetages (6.00 Uhr) N1 Nachmittagswert (15.00 Uhr) (T Tagänderung (= N1 - F1) (N Nachtänderung (= N1 - F2) (T+(N 24-Stunden-Änderung (= F1 - F2) N2 Nachmittagswert (15.00 Uhr) des Folgetages x- arithmetischer Mittelwert s bzw.s2 Streuung (bzw. Varianz) r Korrelationskoeffizient b Regressionskoeffizient ( Änderung AKF Autokorrelationsfunktion Die Messungen wurden jeweils unter Bettruhebedingungen vorgenommen. Ergebnisse Abbildung 1 gibt den Verlauf der KKT-Werte an den einzelnen Kurtagen (01-23) wieder (N1 bzw. F1). In Tabelle 1 sind die entsprechenden Berechnungen zusammengestellt; man erkennt daß die N1-Werte stets höher liegen als die Frühwerte (F1); wobei eine (zu erwartende) signifikant höhere Varianz der (s. f-Wert) N1-Werte vorliegt. Abbildung 2 läßt erkennen daß eine auffallende Parallelität zwischen den Mittelwerten der entsprechenden Differenzen besteht; deutlicher noch ausgedrückt in den nacheinander aufgezeichneten Meßwerten in quasihalbtägigen Abständen (Abb.3). Es tritt dabei die reichlich bekannte Phasengliederung des Kurverlaufes in Erscheinung wie sie auch von uns schon mehrfach beschrieben worden ist (s. dazu 3 6): Tabelle 1. Mittelwert und Varianz der KKT-Werte ------------------------------------------------------ Meßwertbe- Mittelwert Varianz f-Wert zeichnung ------------------------------------------------------ F1 3 83 0 49 N1 6 90 0 83 2 94 F2 3 83 0 49 (T 3 09 (N 3 11 0 90 ------------------------------------------------------ Ohne Abb.1. Mittelwerte der KKT an den einzelnen Kurtagen (Zehntel Grad C) von 69 Patienten (Rheumaklinik Bad Elster) über 25 Kurtage; N1- und F1-Werte Ohne Abb.2. Mittlere Werte der Tag- und Nachtänderungen während des Kurverlaufes Ausgezogene Linie : Tagänderung (N1 - F1 Gestrichelte Linie: Nachtänderung (N1 - F2) Ohne Abb.3. Ergebnisse der Regressionsanalyse (s.Text) Ohne Abb. 4. Autokorrelationsfunktion der Varianz der (T- und (N-Werte (46 Werte der 12stündigen Messung während 23 Kurtagen) bei Patienten mit Rheumatoid Arthritis (n = 90) Wir müssen nun postulieren daß die halbtägig gemessenen KKT-Werte mit Sicherheit voneinander abhängige Größen sind die biometrisch nicht bedenkenlos verwertet werden dürfen. Unser hierbei benutztes Rechnungsverfahren (Korrelationsanalyse) verwendet die gemessenen KKT-Differenzen und korreliert diese im Sinne der Ausgangswert-Folgewert-Beziehung wie es seinerzeit schon WILDER bei der Erhebung seines "Ausgangswertgesetzes" (10) getan hat. Die Kritik an diesem "Gesetz" war durchaus berechtigt (s. JORDAN 1987) weil wie V. D. BIJL nachwies jede Korrelation der Beziehung "a:(a-b)" [oder auch a:(b-a] zu einer "Scheinkorrelation" führt die um so markanter wird je mehr die Beziehung der untransformierten Werte a:b oder b:a gegen Null geht (Literatur dazu s. JORDAN 1987). Tabelle 2 gibt diese Korrelationsberechnungen wieder. Man erkennt daß die korrelativen Beziehungen unterschiedlich ausfallen je nachdem welchen der Meßwerte man als den jeweiligen "Ausgangswert" betrachtet und welche Varianz den Werten jeweils zugrunde liegt. Tabelle 2. Korrelations- (r) und Regressionskoeffizienten (b) der KKT-Meßwerte ----------------------------------------- Meßwertbe- r b zeichnung ----------------------------------------- F1/N1 0 276 0 36 F2/N1 0 33 0 25 F1/(T -0 43 -0 58 N1/(N -0 72 -0 69 ----------------------------------------- Bei der Beurteilung dieser Veränderungen erweisen sich die Streuungsunterschiede der Meßwerte zwischen den korrelierten Parametern als besonders aussagekräftig. Mit Hilfe der Regressionsanalyse lassen sich diese Effekte annähernd abschätzen und durch die entsprechenden Regressionsgeraden veranschaulichen. Auf Abbildung 3 sind die Ergebnisse für die beiden korrelierten Zeiträume "Früh" und "Nachmittag" (= F1 mit N1) bzw. "Nachmittag" und "Früh" des Folgetages (= N1 mit F2) dargestellt. Dabei stellt die ausgezogene Linie die wahre Regressionsgerade zwischen F1/N1 bzw. N1/F2 dar die gestrichelte Linie ist die fiktive Regressionsgerade unter der Annahme einer Streuungsgleichheit zwischen F1 und N1 und F2; d. h. hier ist r = b. Die punktierte Linie gibt die fiktive Regressionsgerade unter der Annahme F1 = N1 bzw. N1 = F2 wieder. Wir möchten daraus folgern daß man einen ausgeprägten Verlauf der KKT - mit einem Minimum der Meßwerte morgens und einem Maximum derselben nachmittags - annehmen kann der jedoch durchaus nicht der von WILDER behaupteten Beziehung im Sinne der reziproken Antwortreaktion der "Ausgangswertregel" zu folgen braucht. Dabei spielt der superponierte Trend der "Gang" der KKT wie ihn Abbildung 2 veranschaulicht die Hauptrolle. Wie solche Trendreaktionen sich im Verlauf der Kurbehandlung auswirken können mag eine Berechnung der Autokorrelationsfunktion (vergleichbares Patientenkollektiv von 90 Pat. mit Rheumatoidarthritis) zeigen die eine gewisse Periodik der T- bzw. N- Werte bei quasihalbtägigen Bestimmungen der KKT nachweisen läßt. Mit derartigen Berechnungen wird die Bedeutung der Halbtagsmessungen gegenüber der Messung der 24stündigen Änderungen der KKT wie sie mit der von uns (WAGNER und JORDAN 1960 1964 1979 1984) entwickelten Methode üblicherweise vorgenommen wurde besonders unterstrichen (s.Abb.4). Literatur 1. BIJI W. V. D.: 5 Fehlerquellen in naturwissenschaftlicher statistischer Forschung. Ann. Meteorol. 4 (1951) 183-212. 2. JORDAN H.: Kurverlauf und Kureffekt - Ergebnisse eines biometrisch-klinischen Arbeitskreises. Z. Physiother. 24 (1972) 267-302. 3. Ders.: Zur funktionellen Normalität des Menschen. Sitz.-Ber. d. Sächs. Akad. d. Wiss. z. Leipzig Math.-naturwiss. Kl. Bd.117 H. 3. Akademie-Verlag Berlin 1984. 4. Ders.: "Basimetry": Ansätze einer chronotherapeutischen Urteilsbildung. Sitz.-Ber. d. Sächs. Akad. d. Wiss. z. Leipzig Math.-naturwiss. Kl. Bd.119 H.4. Akademie-Verlag Berlin 1987. 5. JORDAN H. H. WAGNER: Aussagemöglichkeiten über biologische Meßwertänderungen durch Streuung und Regression. Int. Tg. üb. mathemat. Statistik und ihre Anwendungen Berlin 04.-O8. Sept.1962. In: Abh. Dtsch. Akad. d. Wiss. Berlin Kl. Math. Physik u. Technik. Jg.1964 Nr.4 S.189-197. Akademie-Verlag Berlin 1964. 6. Dies.: Zur Darstellung reaktiver Phasen im Kurverlauf. Z. Physiother. 31 (1979) 269-276. 7. SINZ R: Chronopsychophysiologie Chronobiologie und Chronomedizin. Wiss. Taschenbücher Biologie. Bd. 217. Akademie-Verlag Berlin 1980. 8. WAGNER H.: Zur Frage der Blutdruckveränderungen nach bestimmten Ausgangswerten; dargestellt an Blutdruckmessungen während des Kurverlaufes. Biometr. Z. 2 (1960) 117-131. 9. Ders.: Streuungsanalyse einfacher geregelter klinischer Meßgrößen. Abh. Dtsch. Akad. d. Wiss. Berlin Kl. Math. Physik u. Technik Jg.1967 Nr. 4 S.189-197. Akademie-Verlag Berlin 1968. 10. WILDER J.: Das "Ausgangswert-Gesetz" - ein unbeachtetes biologisches Gesetz; seine Bedeutung für Forschung und Praxis. Klin. Wochenschr.10 (1931) 1889-1893. 1) Herrn OMR Dr. sc. med. J. C. CORDES zum 70. Beburtstag gewidmet

Keyword(s): Körperkerntemperatur Halbtagsperiodik Regressionsanalyse Autokorrelationsfunktion


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