DIE OXYVENIERUNGSTHERAPIE NACH REGELSBERGER EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNG EINER KUR |
Abstract: AUS DEM INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE BALNEOLOGIE UND KLIMATOLOGIE DER UNIVERSITAT MÜNCHEN VORSTAND: PROF. DR. MED. S. SENN DISSERTATION ZUM ERWERB DES DOKTORGRADES DER MEDIZIN AN DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN VORGELEGT VON MICHAEL BÜHNER AUS WALDBERG 1988 ZUSAMMENFASSUNG Untersuchung zur Akutwirkung einer einzelnen Oxyvenierungsbehandlung: Bei einer Untersuchung von 24 Patienten mit vorwiegend peripheren zentralen und koronaren Durchblutungsstörungen sowie arterieller Hypertonie zeigte sich im Akutversuch vor und nach einer einzelnen aus mehreren Teiltherapien bestehenden Oxyvenierungsbehandlung eine hoch signifikante Abnahme der Parameter Plasmaviskosität Hämatokrit Erythrozytenanzahl und Hämoglobingehalt. Während des Zeitraumes in dem die Messungen erfolgten waren die vorher sitzenden oder stehenden Patienten in der Horizontalen gelagert. Diese Positionierung die über eine Rückbildung vorausgegangener Plasmaverschiebungen in den Interstitialraum zu einem Verdünnungseffekt im Intravasalraum führte dürfte im wesentlichen verantwortlich sein für die beschriebene Abnahme der Werte. Ungeklärt bleibt die Ursache für eine hoch signifikante Abnahme des Mittleren Korpuskulären Volumens (MCV) und eine schwach signifikante Abnahme des Mittleren Korpuskulären Hämoglobingehalts (MCH). Denkbar wäre der Einfluß eines injizierten elektrolytreichen Pharmakons beziehungsweise dessen osmotische Wirkung. Als nicht signifikant erwiesen sich die Zunahmen der Mittleren Korpuskulären Hämoglobinkonzentration (MCHC) und der Leukozytenzahl. Zum Teil deutliche Abnahmen zeigten sich für Herzfrequenz (hoch signifikant) systolischer Blutdruck (nicht signifikant) und diastolischer Blutdruck (signifikant). In diesen Ergebnissen spiegelt sich wahrscheinlich eine Erholungsreaktion auf zuvor durchgeführte physiotherapautische Übungen beziehungsweise die Verabreichung eines temperaturaufsteigenden Fußbades kurz vor dem Zeitpunkt der Messungen wider. Weiterhin scheint die Lagerung in der Horizontalen und die Abschwächung eines zuvor erhöhten Sympathikotonus für die Veränderungen mitverantwortlich sein. Hauttemperatursteigerungen an der Stirn und der linken Hand (signifikant) sowie der rechten Hand (schwach signifikant) dürften auf die durchblutungsfördernde Wirkung eines injizierten Gingko-biloba-Extrakts in Verbindung mit dem zuvor verabreichtem temperaturaufsteigendem Fußbad zurückzuführen sein. An den Füßen zeigte sich eine geringe nicht signifikante Abnahme der Hauttemperatur. Hier wurde dieser Effekt wohl durch die lokal applizierte Wärme des Fußbades überlagert. Untersuchungen zur Wirkung einer kurmäßig durchgeführten aus mehreren Einzelsitzungen bestehenden Oxyvenierungsbehandlung: Bei der Untersuchung von 22 Patienten mit vorwiegend peripheren zentralen und koronaren Durchblutungsstörungen sowie arterieller Hypertonie zeigte sich im Vergleich "Kurbeginn" zu "Kurende" ein hoch signifikanter Anstieg der Plasmaviskosität und eine deutliche schwach signifikante Zunahme der Leukozyten. Mögliche Erklärungen wären eine Reizwirkung des intravenös eingebrachten Sauerstoffs in Form einer chronischen Entzündungsreaktion die zu einem Anstieg des Fibrinogens und der Leukozytenzahlen führte und eine Verfälschung der am "Kurende" gemessenen Vergleichswerte durch den Einfluß von banalen Infekten die zum Zeitpunkt der zweiten Messung (Spätherbst) möglicherweise gehäuft auftraten. Für die übrigen Blutparameter Hämatokrit Erythrozyten Hämoglobin Mittleres Korpuskuläres Volumen (MCV) Mittlerer Korpuskulärer Hämoglobingehalt (MCH) und Mittlere Korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC) ergaben sich keine signifikanten Veränderungen. Während sich bei der Messung der Herzfrequenz keine signifikanten Veränderungen nachweisen ließen fielen systolischer und diastolischer Blutdruck deutlich und statistisch hoch signifikant ab. Die Ursachen scheinen in der konsequenten Anwendung kurüblicher Therapieprinzipien wie Balneotherapie Physiotherapie Förderung körperlicher Bewegung diätetische Beratung und unspezifischen Einflüssen durch die Kursituation an sich (Herauslösung aus beruflicher und häuslicher Anspannung geänderte Lebensweise) zu liegen. Die Hauttemperatur nahm an der Stirn und der linken Hand signifikant an der rechten Hand schwach signifikant ab. Auch an den Füßen zeigte sich eine Abnahme der Hauttemperatur die sich jedoch als nicht signifikant erwies. Die Erklärung für diese Veränderungen besteht zum einen in einem Abfall der mittleren Umgebungstemperatur an den Messtagen "Kurende" gegenüber der zu "Kurbeginn" gemessenen zum anderen dürften sich der Anstieg der Plasmaviskosität und der Leukozytenzahlen negativ auf die kapilläre Durchblutung und damit die Hauttemperatur ausgewirkt haben. Hustenreiz Druckgefühl im Thoraxbereich und Kopfschmerz wurden als hauptsächliche Nebenwirkungen registriert. Möglicherweise liegt den beiden ersten eine Reizung von Nervenzellen der Gefäßintima zugrunde durchaus nicht auszuschließen ist aber auch die Möglichkeit von Mikroembolien in feinsten Lungengefäßen durch den eingebrachten gasförmigen Sauerstoff. Der Kopfschmerz könnte durch eine Abschwächung des Sympathikotonus mit daraus resultierender Weitstellung der Hirngefäße bedingt sein. Nicht auszuschließen sind zerebrale Mikroembolien bei Shunt auf Vorhofebene. Der subjektive Kurerfolg wurde von der ganz überwiegenden Mehrzahl der Patienten als positiv gewertet. Allerdings bezog sich diese Bewertung durchweg auf Befindensbereiche sehr allgemeiner Art eine Besserung klar umschriebener Symptome wurde nur sehr selten angeführt auf gezieltes Nachfragen oft verneint. In dieser Bewertung spiegeln sich sehr wahrscheinlich die positiven Auswirkungen der entspannenden Kursituation an sich wider zum anderen mag ein gewisser Plazeboeffekt der mit einer hohen Erwartungshaltung besetzten "Sauerstoffbehandlung" mitspielen viele der angeführten subjektiven Besserungen können jedoch auch durch die Wirkung des injizierten Gingko-biloba-Extraktes erklärt werden. Abschließend lassen sich folgende Feststellungen treffen: Die meisten der Vorstellungen über die Grundlagen und Wirkmechanismen der Oxyvenierungsbehandlung lassen sich mit allgemein anerkannten und wissenschaftlich gesicherten physiologischen Erkenntnissen nicht vereinbaren. Die im Akutversuch beobachteten positiv zu bewertenden Veränderungen treten nur kurzfristig auf und dürften in erster Linie auf Lagerungseffekten beruhen. Klinische Relevanz kommt ihnen nicht zu. Insbesondere fanden sich (auch im Langzeitversuch) keinerlei Hinweise auf eine irgendwie geartete tatsächlich durchblutungsfördernde Wirkung des verabreichten Sauerstoffs. Trotz des Einsatzes verschiedenster Therapieprinzipien ergaben sich bei der vorliegenden Untersuchung im Langzeitversuch außer der auch bei vielen anderen Kurformen beobachteten Abnahme des Blutdrucks keine positiven. klinisch relevanten Ergebnisse. Es existieren dagegen ernstzunehmende Hinweise daß die belegte Zunahme von Plasmaviskosität und Leukozytenzahl sich negativ auf die Durchblutung auswirken. Die überwiegend positive Einschätzung des Kurerfolgs durch die Patienten deckt sich nur unzureichend mit den objektiv faßbaren Ergebnissen. Bei der Betrachtung der auftretenden Nebenwirkungen muß die Möglichkeit einer Mikroembolisation feinster Lungengefäße durch den injizierten Sauerstoff ernsthaft erwogen werden. Weitere schwere Nebenwirkungen sind bei fehlerhafter Durchführung der Behandlung nicht auszuschließen. ___MH
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