Das antiasthmatische Wirkprinzip der Zwiebel (Allium cepa L.)

Author(s): Bayer, T., Dorsch, W.

Journal/Book: Zeitschrift für Phytotherapie. 1988; 9: 165-170.

Abstract: Nach den Ergebnissen der tierexperimentellen Untersuchungen und dem Wirkvergleich von Zwiebelpreßsaft und den isolierten Verbindungen sind die Thiosulfinate als das primäre antiasthmatische Wirkprinzip des frischen Zwiebelsaftes anzusehen.Da die Cepaene als starke Cyclooxygenase- und 5-Lipoxygenasehemmstoffe erkannt wurden, ist denkbar, daß auch sie an der antiasthmatischen Wirksamkeit des Zwiebelpreßsaftes beteiligt sind, obwohl der Beweis hierfür erst noch erbracht werden muß. Da sowohl die Thiosulfinate als auch die Cepaene nicht genuin in der Pflanze enthalten sind, sondern Artefakte darstellen, die bei der Zerkleinerung der Droge und dem Preßvorgang durch Enzymkatalyse und Folgereaktionen entstehen, hängt die antiasthmatische Wirksamkeit einer Zwiebelzubereitung in starkem Maße von den Extraktionsbedingungen ab.Die HPLC-Analyse der von uns zur Isolierung verwendeten Zwiebelextrakte ergab Thiosulfinatkonzentrationen von ca. 25%. Die Cepaene waren in frischem Extrakt nur in sehr geringer Menge nachweisbar.Vom Wirkmechanismus her gesehen unterscheiden sich die Thiosulftnate und Cepaene von den bisher bekannten antiasthmatisch wirksamen Naturstoffen Theophyllin, Ephedrin, Atropin und den Kortikoiden sowie der vom Khellin abgeleiteten Cromoglicinsäure. Diese wirken anticholinergisch, ßsympathomimetisch, durch Hemmung der Phospholiphase A2 bzw. durch Stabilisierung der Mastzellmembran und Hemmung der Histanünfreisetzung. Die Wirkung der Thiosulfinate Ausnahme: Dimethylthiosulfinat und Cepaene dürfte ausschließlich oder hauptsächlich durch eine Hemmung der t Biosynthese von Entzündungsmediatoren auf der Stufe der Cyclooxygenase und 5-Lipoxygenase vermittelt werden.Voraussetzung für eine künftige rationale Anwendung von Zwiebelzubereitungen zur Prophylaxe oder Therapie des allergischen Asthmas wird allerdings sein, daß diese in ihren Wirkstoffgehalten standardisiert werden können. Dieses Ziel wird in Anbetracht der geringen Stabilität der Hauptwirkstoffe und der schwer zu steuernden Bildung dieser Verbindungen nicht einfach zu erreichen sein.Eine andere Lösung wäre die Entwicklung eines Präparates auf der Basis synthetisch hergestellter Thiosulfinate und/oder die Wirkoptimierung durch Synthese von Abkömmlingen der natürlich vorkommenden Thiosulfinat-Verbindungen.

Zurück | Weiter