Erkenntnisse aus einer Dreijahresstatistik des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Akupunktur in Wien |
Journal/Book: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur. 1986; 5: 113-120.
Abstract: Vorliegende Arbeit präsentiert das Ergebnis der Auswertung der Krankengeschichten von 1039 Patienten (1079 Falldokumentationen durch Doppeldiagnosen), die 1976-78 erstmals zur Akupunkturbehandlung in die Ambulanz des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Akupunktur,Wien, kamen. 599 verwertbare Aussagen liegen vor, das sind 55%. Die drei Hypothesen, die die Basis dieser Dokumentation und eigentlich unserer gesamten praktischen Arbeit bilden, wurden bestätigt:1. Die Akupunktur wirkt positiv bei verschiedenen Krankheits- und Schmerzzuständen.56% der 599 verwertbaren Aussagen bezeichnen den Akupunkturerfolg als sehr gut oder gut, 22% sprechen von leichter bzw. vorübergehender Besserung und 22% erfuhren keine Besserung (siehe Tab. 4).2. Der Akupunkturerfolg ist bei verschiedenen Krankheits- und Schmerzzuständen unterschiedlich (siehe Tab. 4).De la Fuyes bekannte Definition - die Akupunktur beeinflusse funktionelle, reversible Störungen - scheint durch die vorliegende Statistik bestätigt: Beste Ergebnisse bringt die Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen mit Manifestation im Magen-Darm-Trakt, ebenfalls gute Ergebnisse sehen wir bei Asthma bronchiale, bei Migräne und Kopfschmerz sowie bei Neuralgien. Im Bereich des Bewegungsapparates sind die Ergebnisse dort gut, wo das Geschehen relativ akut bis subakut ist - akute Lumboischialgie, akute und subakute Schulterschmerzen - und dort schlecht, wo irreversible Gelenksveränderungen vorliegen, also beispielsweise bei der chronischen Gon- und Coxarthrose.3. Die Anzahl der Akupunktursitzungen hängt u.a. von der lndikation ab.Die längsten durchgehenden Serien absolvierten Patienten mit Hemiplegien (durchschnittlich 20 Sitzungen, Maximum 62 Sitzungen) und Kinder wegen Stotterns oder Schwerhörigkeit.Weitere Erkenntnisse aus der Dreijahresstatistik des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Akupunktur in Wien.4. Geschlechtsverteitung: Gut doppelt so viele Frauen wie Männer suchten die Akupunkturambulanz 1976, 77 oder 78 zum ersten Mal auf. Die weiblichen Patienten überwiegen besonders stark bei Migräne/Kopfschmerz und bei der Obstipation.Das Überwiegen der weiblichen Patienten dürfte vor allem auf die ausschließlich vormittäglichen Ambulanzzeiten im Ludwig-Boltzmann-Institut zurückzuführen sein, weil vormittags doch praktisch nur Hausfrauen und Pensionäre Zeit haben. Ein zeitlich erweitertes Angebot an Akupunktur-Ambulanzzeiten wäre daher zu erwägen.Etwa gleich viele männliche wie weibliche Patienten wurden behandelt wegen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Durchblutungssystems, dermatologischer Erkrankungen und Lungenkrankheiten.Mehr männliche als weibliche Patienten kamen wegen schwerster neurologischer Defektzustände nach Insult (Aphasie, Hemiparese), wegen Asthmas und wegen kindlichen Stotterns. Diese Umkehr der sonstigen Relation zwischen männlichen und weiblichen Patienten dürfte auf dem unterschiedlichen sozialen Verhaltensmuster von Mann und Frau beruhen. Die Bereitschaft, alles für den schwer behinderten Partner zu tun, ist eben bei der Frau stärker ausgeprägt als beim Mann.5. Die Verteilungshäufigkeit der Akupunkturindikationen, die im Grunde genommen der der Akupunktur zugetrauten Lösungskompetenz entspricht, unterscheidet sich erheblich von den tatsächlichen Akupunktur-Erfolgsergebnissen: die meisten Patienten (29%) kamen wegen Erkrankungen im Bereich des Bewegungsapparates; die Erfolge sind hierbei nicht schlecht, aber sie liegen knapp unter dem Durchschnitt: sehr gut/gut-Quote im Durchschnitt: 56%.Bei Erkrankungen des Bewegungsapparates: 53%.Die zweithäufigste Akupunkturindikation (20%) waren Kopfschmerzen und Migräne; hier liegen die Behandlungsergebnisse über dem Durchschnitt: Hier passen zugetraute Lösungskompetenz und Ergebnis schon besser zusammen: Die sehr gut/gut-Erfolgfolgsquote beträgt 64%, die Versagerquote ist mit 1 9% geringer als im Durchschnitt.Die besten Erfolge sind bei psychosomatischen Erkrankungen mit Manifestation im Verdauungstrakt zu verzeichnen. Die sehr gut/gut-Erfolgsquote beträgt 73%, die Versagerquote ist mit 4% verschwindend gering. In der Auflistung der Akupunkturindikationen nehmen die psychosomatischen Erkrankungen des Verdauungstraktes einen sehr kleinen Anteil ein, nämlich 7%. Das ist schade, denn unsere Statistik scheint die Akupunkturlehrbücher zu bestätigen: gelten doch die Erkrankungen des Verdauungstraktes in der Literatur als lohnende Indikation.
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