Bad Kissingen - ein Sonntagskind - Im Rösselsprung durch fünf Jahrhunderte |
Journal/Book: H u K 37 9-10/85 S. 242-248. 1985;
Abstract: Dr. jur. Emil Ruppert Bad Kissingen Die Glückgöttin Fortuna stand stets zur Seite wenn Kissingens Weg nach oben führte. Die Entwicklung vom ländlichen Wildbad zum anerkannten Heilbad unserer Tage verlief nicht stetig und geradlinig. Die Hilfe kam jeweils von außen und hob das Bad von Stufe zu Stufe. Der erste Kurgast dessen Namen wir kennen war der Domherr Dietrich von Thüngen. Er suchte "ausweislich" der (Protokollbücher des Würzburger Domkapitels im Jahre 1520 um Urlaub nach um in Kissingen Kur zu machen was ihm erlaubt laut der Form wie es herkommen". Wo er Wohnung nahm wissen wir nicht. Vielleicht fand er in Kissingen in einem der wenigen Adelshöfe eine Unterkunft vielleicht wohnte er außerhalb bei einem Standesherrn in der Nähe und ließ sich täglich das Heil-Wasser holen. Als Angehöriger eines fränkischen Adelsgeschlechtes das heute noch im Landkreis Bad Kissingen beheimat ist dürften dem Domherrn beide Möglichkeiten offen gestanden sein. Ansonsten war es nicht leicht in dem Landstädtchen ordentlich unterzukommen. Neben einigen Adelshöfen die bevorzugt Adelige aufnahmen holen nur einzelne besser situierte Bürgerliche feine Stüblein und Kämmerlein" an. Die meisten Bewohner wohnten beschränkt in engbrüstigen Häuschen. Weilte der Domherr während der Kur in Kissingen oder besuchte er gelegentlich den Ort dann wird er aus der Bischofsstadt Würzburg kommend von dem Landstädtchen nicht angetan gewesen sein. Die bebaute Fläche Kissingens umfaßte nur etwa sechs Hektar und war von einer Stadtmauer umgürtet. Innerhalb des Mauerrings wohnten zwischen 800 und 1000 Einwohner. Die meisten ernährten sich schlecht und recht von einer kleinen Landwirtschaft. Selbst die Binger die ein Gewerbe betrieben hielten sie in der Regel nebenher Vieh. So mußten auf dem engen Raum auch Ställe in den Wohnhäusern oder in Nebengebäuden untergebracht werden. Zu vielen Anwesen gehörte daher ein Misthaufen. An Hygiene mangelte es bei solchen Verhältnissen. Die Brunnen im Städtchen waren verseucht. Das Trinkwasser holten die Einwohner aus der Heilquelle dem Sauerbrunnen der außerhalb des Stadttores lag. ... ___MH