Zur Dosierung von Klimareizen bei der Terrainkur im Heilklimatischen Kurort*) |
Journal/Book: H u K 38 10/84 S. 356-361. 1984;
Abstract: Dipl. Phys. Karl Dirnagl und Dr. rer. biol. hum. Dipl. Met. Angela Schuh München *) aus dem Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München (Vorstand: Professor Dr. med. H. Drexel) . Klimatherapie oder Therapie im Klima? Wer als Kurpatient ein Heilbad aufsucht der erwartet und erhält vom Kurarzt eine mit Dosierungsangaben versehene Verordnung über die Anwendung der jeweiligen ortsgebundenen Kurmittel. Im Heilklimatischen Kurort dagegen tritt das namengebende Heilklima als gezielt und dosiert in ärztlichen Anweisungen angesprochenes Therapeutikum kaum in Erscheinung. Überwiegend erstrecken sich die kurärztlichen Verordnungen auf physiotherapeutische Anwendungen. Allenfalls kommen Empfehlungen für verschiedene Varianten der Terrainkur hinzu während die Liegekur weitgehend dem Trend zur Aktivität zum Opfer gefallen ist. Was sich hier abspielt ist somit weniger eine Klimakur als ein Verabfolgen nicht ortsgebundener Heilmittel in einem Klima dem in Vollzug der Begriffsbestimmungen des Deutschen Bäderverbandes das Prädikat "therapeutisch verwertbar" durch Klimaanalyse und medizinische Klimagutachten attestiert wurde. Das war nicht immer so. Bekanntlich gab es eine Zeit in der die Klimakur per se für bestimmte Indikationen als wirksames Therapeutikum anerkannt war und angewandt wurde. Diese Situation dürfte kaum wieder zurückkommen. Heißt das nun daß die in einer umfangreichen Literatur beschriebenen Wirkungen klimatischer Faktoren nicht mehr als gezielt und spezifisch einsetzbare Heilmaßnahmen in Frage kommen? Es gibt gewichtige Argumente sowohl für ein Ja wie ein Nein als Antwort auf diese Frage: Gegen die Möglichkeit eine eigenständige gezielt und individuell dosierte Klimatherapie zu realisieren spricht vor allem die Lage unserer Kurorte in einer Klimazone in der die wetterbedingten Schwankungen der meisten atmosphärischen Wirkfaktoren eine beherrschende Rolle spielen. Innerhalb der üblichen Kurdauer von drei bis vier Wochen befindet sich der Patient nicht selten in Milieubedingungen die wenig Ähnlichkeit mit der im Klimagutachten herausgearbeiteten Typisierung des örtlichen Klimas aufweisen. Erschwerend für eine sinnvolle Dosierung der Klimareize ist ferner daß sich - wenn man einmal von der Situation bei der Liegekur absieht - der Patient während der Klimaexposition in einem Zustand wechselnder körperlicher Aktivität befindet. Allen Tendenzen zum Trotz sogenannte nichttriviale atmosphärische Wirkfaktoren wie Luftionisation elektromagnetische Impulsstrahlung oder kurzperiodische Luftdruckschwankungen als maßgebliche Komponenten des Wettereinflußes auf den Menschen in den Vordergrund zu schieben wird die Auseinandersetzung des Organismus mit der klimatischen Umwelt doch eindeutig beherrscht von der Notwendigkeit eine veränderliche Wärmeproduktion durch eine im Mittel Bleichgroße Wärmeabgabe auszugleichen und zwar angesichts ebenfalls veränderlicher Bedingungen für die verschiedenen Pfade des nach außen abgegebenen Wärmestroms. ... ___MH
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