Die Kurortbehandlung |
Journal/Book: Deutscher Bäderkalender 1984. Flöttmann-Verlag Gütersloh 1984 S. 17-20. 1984;
Abstract: Professor Dr. med. Gunther H i I d e b r a n d t Marburg und Professor Dr. med. Horst J u n g m a n n Hamburg Zwischen einer Kurortbehandlung und anderen Behandlungsformen bestehen in vieler Hinsicht grundsätzliche Unterschiede die beachtet werden müssen wenn man Möglichkeiten und Wirkungen der Kurortbehandlung richtig beurteilen will. So zielt beispielsweise die am Heimatort durchgeführte medikamentöse Therapie vorwiegend darauf gestörte Organfunktionen zu steuern (zum Beispiel Laxantien Antihypertensiva Spasmolytica) fehlende Substanzen zu ergänzen (zum Beispiel Insulin Fermente Plasmaexpander) oder die in den Körper eingedrungenen Krankheitserreger zu bekämpfen (Antibiotika usw.). Demgegenüber macht sich die Kurortbehandlung ganz andere Wirkprinzipien zunutze: 1. Ausschaltung schädlicher Einflüsse (zum Beispiel Luftverunreinigung Lärm psychosozialer Streß Fehlernährung Abbau von Medikamentenabusus). 2. Übung der körpereigenen Regulationen (zum Beispiel Abhärtung Ökonomisierung des Kreislaufs Äquilibrierung des vegetativen Systems). 3. Steigerung der Organkapazität durch Anpassungsleistungen (zum Beispiel Training von Muskelkraft und Ausdauer Steigerung der O2-Mangel-Toleranz durch Höhenakklimatisation Verbesserung der Immunabwehrl. 4. Gesundheitserziehung. Mit diesen Wirkprinzipien berücksichtigt und nutzt also die Kurortbehandlung vorzugsweise körpereigene Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten wie sie auch im erkrankten Organismus noch vorausgesetzt werden können während die pharmakologische Therapie primär auf eine Korrektur der pathologischen Veränderungen ausgerichtet ist. Von den genannten Wirkfaktoren der Kurortbehandlung wird die Ausschaltung schädlicher Einflüsse der heimatlichen Umwelt relativ schnell wirksam. Übung und Leistungssteigerung der Funktionen und Organe sowie die für den Erfolg der Gesundheitserziehung erforderlichen Lernprozesse benötigen dagegen wesentlich mehr Zeit wie dies ja auch für ein sportliches Training allgemein bekannt ist. . . .
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