Selbstkritische Anmerkungen zur Gesundheitserziehung in Kuren |
Journal/Book: H u K 34 8/82 S. 230-232. 1982;
Abstract: Dr. med. Theo Kleinschmidt Ärztlicher Direktor des Alpen-Sanatoriums Bad Tölz Die Übersicht über den Stand der Kurdiskussion und der programmatischen Weiterentwicklung der Kur zu einem wirkungsvollen zeitgemäßen ergänzenden Therapiemedium zwischen Klinik und Praxis zeigt die Gesundheitserziehung auf dem Wege zu einem etablierten modernen Kurmittel. Das bestätigt so jüngst der Kurbericht 1981 der seit den wegbereitenden Manifesten des Deutschen Bäderverbandes von 1957 und 1976 eine halbwegs befriedigende Zwischenbilanz dieses neuen Kurmittels verzeichnet. Deutlicher wird das auf den einschlägigen Kongressen und Arbeitstagungen pointiert in denen es um die Inhalte und Methoden um die Didaktik um die optimale Organisation und vor allem um die Effektivität geht. Da geht es indessen der Gesundheitserziehung nicht besser als der Kur selber: weder Aktivitäten noch Programme auch nicht die Vielzahl der Veranstaltungen legitimieren die Methoden und die Mittel sondern allein der Erfolg der freilich nicht mehr in der Kompetenz der Akteure steht. Er liegt ausschließlich im Urteil und im Verhalten des Publikums; schon gar nicht wird er unmittelbar d. h. bei Kurende nachweisbar. Verifizierbar wird er nur mittelbar und regelmäßig erst am Langzeitecho im Nachkurraum; am überzeugendsten freilich wäre seine Darstellung im Zahlenspiegel der Morbiditäts- und Mortalitätsstatistiken des Bundes und der Länder. Damit ist jede Effektivitätserwartung auf Geduld auf Relativierung und auf eine Langzeitperspektivität verwiesen die heute nicht nur wenig Kurswert hat sondern gleich von ganzen Bündeln intervenierender Ereignisse und Einflüsse überlagert wird kalkulatorische Auflistungen im Sinne der vielfach geforderten cost-benefit-Analysen verfälschend oder zudeckend. - Im Gegenzug werden so leider auch die von direkten Erfolgserlebnissen und feed-back-Bestätigungen abhängigen Erzieher oder Therapeuten im Stich gelassen und frustriert - eine schon durchaus berufstypische Aufbrauchserscheinung die bei der Vorauswahl zukünftiger Gesundheitserzieher angemessene Berücksichtigung erforderlich macht. Orientieren wir uns aber an den amtlichen Gesundheits- und Verbraucherstatistiken so suchen wir dort bisher vergeblich nach einem positiven Niederschlag unserer Bemühungen. ... ___MH
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