Kur und Kurbetrieb aus heutiger Sicht

Journal/Book: H u K 34 10/82S. 367-374. 1982;

Abstract: Kurdirektor Karl-Heinz Christmann Städtische Kurverwaltung Bad Soden-Salmünster Die Bäder stecken in einer Krise. Dunkle Wolken hängen über den Heilbädern und Kurorten Deutschlands. In den Bädern gehen die Lichter aus. Tausende von Arbeitslosen in deutschen Heilbädern und Kurorten. Sanatorien und Kurkliniken stehen mit dem Rücken an die Wand. Vielen Klinikbesitzern droht der Konkurs. 1982 Jahr der großen Krise. Sind unsere Bäder krank? Warum unser Gesundheitssystem überfordert ist? Wird unsern Heilbädern und Kurorten eine Kur verordnet? Unter diesen Überschriften oder Schlagzeilen spricht man zur Zeit von der Krisensituation in den deutschen Heilbädern und Kurorten. Doch was verbirgt sich hinter diesen Schlagzeilen wie konnte es soweit kommen? Sieht vor allem der Kurgast von heute diese Situation wie sie sich darbietet? 1. Allgemeines Wer heute als Kurgast oder gar als Erholungsuchender in einen Kurort oder in ein Heilbad kommt orientiert sich zunächst einmal in dem sogenannten Kurviertel im Kurpark in der Wandelhalle und im Geschäftszentrum um einen genauen Überblick über den Kurort oder das Heilbad zu erhalten. Der Kurgast sieht hier und dort hin nimmt vieles unter die Lupe und steht manchen Dingen sehr kritisch gegenüber; mit seiner Ankunft stellen sich aber auch auf der anderen Seite Erlebnisfreuden und ein frohes Gefühl der Urlaubs- oder Kurstimmung ein. Geschäfte Gaststätten und Cafés werden aufgesucht einige Gäste erforschen die malerischen Winkel die historischen Stätten des Kurstädtchens viele erwandern sogar die Umgebung die Landschaft und nach und nach erhält der Kurgast einen recht guten Überblick über seinen Kurort oder das Heilbad. Der Kurgast der sich im Kurort oder Heilbad befindet will allerdings in den meisten Fällen nichts von dem Kurbetrieb und den dahinterstehenden Problemen einer Kurstadt wissen. Für ihn ist viel wichtiger daß im Kurbetrieb alles reibungslos verläuft und er seine Anwendungen möglichst zu einer günstigen Zeit erhält weil er nachmittags wandern möchte oder nicht nur den Schatten der umliegenden Berge suchen will. Welche Bedeutung eine Kur oder ein Kurbetrieb wirklich hat darüber machen sich die wenigsten der anwesenden Kurgäste Gedanken. Gedanken vielleicht schon aber sie werden nicht ausgesprochen. Man hört manchmal eine Anregung manchmal sogar Beschwerden über dies und jenes meist wird es sogar ganz diplomatisch vorgetragen daß zunächst die positiven Darstellungen überwiegen und dann die negativen Eindrücke zum Ausdruck kommen. So kann man oft genug feststellen daß folgendes gesagt wird: "Ihr Badepersonal ist freundlich und ihre Damen in der Kurmittelabteilung sind sehr gute Mitarbeiterinnen aber ist es nicht möglich eine etwas günstigere Zeit für Massage oder das Wannenbad zu geben; wenn möglich zwischen 10 und 11 Uhr aber nicht morgens um 3 Uhr und auch nicht nachmittags um 15 Uhr?" ... ___MH

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