Steht die Kurortdiät vor Rationalisierungs- und Konsumierungsproblemen?

Journal/Book: H u K 33 7/81 178 - 180. 1981;

Abstract: Dr. med. Th. Kleinschmidt Bad Tölz Rationalisierungsprobleme Seit altersher sind Medizin und Diätetik eng assoziiert am engsten freilich Kuren und Diät. Die Berichte darüber führen uns rund zweieinhalb Jahrtausende zurück; ebensoweit lassen sich nach Auffassung unserer Experten allerdings auch viele Vorurteile in puncto Diät zurückdatieren! Da mag der Hinweis interessieren daß am Anfang aller Diätsystematik und noch vor Hippokrates - der Philosoph und Mathematiker Pythagoras steht: er unterhielt bereits um 500 v. Chr. eigene Diätzirkel und betrieb auch schon eine "Diätschule" wie W. Leibbrand berichtet hat 1). Ganz dem Denken und Urteilen der Epoche verhaftet verdichteten sich in der Diätetik Spekulatives und Metaphysisches zur Empirie. Daß damit allen späteren Epochen bis in die Gegenwart hinein ein Stempel aufgedrückt wurde ist unser aller tägliche Erfahrung. Die Diaita der Alten war keine reine Ernährungslehre sondern war darüber hinaus eine Lebenslehre auf ethischem Kothurn um die Herstellung eines harmonischen Einverständnisses des Menschen mit dem Kosmos bemüht. Erst die moderne Diätetik ein Kind der naturwissenschaftlichen Ernährungslehre ab Anfang des vorigen Jahrhunderts hat historischen Ballast abgeworfen und sich "entmythologisiert". Dieser Läuterungsprozeß ist noch im Gange; gegenwärtig markiert er sogar einen neuen Gipfel wie man den Arbeiten und Vorschlägen des klinischen Rationalisierungskomitees entnehmen kann 2). Das schlägt zwangsläufig auf unser Thema und auf die Kurortdiät durch die sich besorgt nach ihrer wissenschaftlichen Legitimation und nach einer eventuell gewandelten Aufgabenstellung fragen muß. Dem Diätpraktiker ist es kaum zweifelhaft daß derzeit etwas zuviel des Aufräumens mit den zuletzt gültigen Hypotheken und Hypothesen geschieht. In autistischer Befangenheit droht der klinische Bildersturm die Bedürfnisse und die Erfahrungen der Praxis fast gänzlich zu diskreditieren so nicht nur uns Ärzte sondern mehr die Patienten verunsichernd. Mag der Kahlschlag im vordem üppig wuchernden Gestrüpp vor allem der Ulkus- dann der Darm- Gallen- und Leberdiäten aus der modernen gastroenterologischen Laborperspektive wie auch aus der der Endo-Bioskopie rational berechtigt sein ... hl

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