Bedeutung der Temperaturstaffelung und -konstanz bei gleichbleibender Konsistenz in der Moortherapie der Frauenheilbäder* |
Journal/Book: Z. f. Phys. Med. 3/81 189-198 189. 1981;
Abstract: Aus dem Balneologischen Institut des Staatsbades Pyrmont Anschr. d. Verf.: Dozent Dr. med. habil. H. Baatz Leiter der Gynäkologischen Abt. des Balneologischen Institutes des Staatsbades Pyrmont Bad Pyrmont Eingang der Arbeit 28. 2.1981 *Referat gehalten anläßlich der Peloid-Ausschußsitzung 1978 am 28. Mai in Bad Reichenhall Zusammenfassung Die Anwendung der Moortherapie bei gynäkologischer Indikation erfolgt überwiegend als Halbbad in seltenen Fällen auch als Packung. Die früher angewandten Sitzbäder sind fast ganz aufgegeben. Moor-Vollbäder sind in der Gynäkologie nicht zweckmäßig weil dabei auf die vaso-dilatatorische Tiefenwirkung verzichtet wird zugunsten einer Streßwirkung einer Hyperthermisierung. Die Dosierung der Temperaturen bei Moorhalbbädern erfolgt in Abhängigkeit vom Konstitutionstyp und den 3 verschiedenen Typen der Wärmeverträglichkeit. Von der optimal verträglichen niedrigsten Temperatur ausgehend wird die Temperatur des Moores individuell langsam gesteigert. Bei gleichbleibendem Bademedium: 5 Teile Moor 2 Teile Wasser bis zur oberen Verträglichkeitsgrenze. Ganz besonders bei geringer Wärmeverträglichkeit (Wärmetyp I) können bei Nichtbeachtung Schlafstörungen sowie Herz-Kreislaufbeschwerden auftreten. Der Wirkungsmechanismus der Moortherapie beruht im wesentlichen auf dem physikalischen Wärmefaktor analog der Kiebler'schen Segmenttherapie einer Tiefenhyperaemie in den dem Moor ausgesetzten Segmenten. Die Verschiedenheit der Verträglichkeit der Moorbäder hängt außer von Konstitution und Wärmetyp auch von der Wärmehaltung von der Qualität des betreffenden Peloids ab. Der Badearzt sollte nach Möglichkeit aus eigenem Erleben über die Wirkung seiner Verordnungen orientiert sein. Darüber ist in einer autobiografischen Darstellung einer gynäkologischen Moorbadekur Näheres nachzulesen. Großer Wert ist auf die Badekontrolle zu legen die einmal wöchentlich vom Balneo-Gynäkologen durchgeführt wird. Dazu gehört Blutdruck-Gewicht- und Kreislaufkontrolle Besprechen des Befindens und weiterer Verordnungen. Neben Konstitution und Wärmetyp muß auch die Disposition der Patienten bei Kurbeginn berücksichtigt werden (evtl. vorher durchgemachte Grippe oder Überarbeitung). Die zeitliche Dosierung der Moorhalbbäder erstreckt sich im allgemeinen auf 12 Min. in einzelnen Fällen von 8 oder 10 Min. bis zu 18 und 20 Minuten. Die gleichbleibende Konsistenz des Moores ist ganz entscheidend. Sie kann nach der Quentin'schen Schriftprobe oder nach der sogen. Arm-Fließ-Methode geprüft werden. Durch gleichbleibende Konsistenz des Moores wird auch die wichtige Temperaturkonstanz gewährleistet. Von Bedeutung ist auch der Dispersionsgrad des Moores - er soll nicht über 0 5 bis 0 05 mm Teilchengröße betragen. Der Kurbeginn soll möglichst unmittelbar post menstruationen liegen damit die Badereaktion noch in die trophotrope und nicht in die ergotrope sympathisch hypertone Phase fällt. Für die Moor-Packungen die seltener in der Balneo-Gynäkologie zur Anwendung gelangen gilt: Je kleiner die Packung desto höher kann die Temperatur sein und je größer die Packung desto niedriger muß sie sein. Die Analyse der zu verwendenden Torfarten (Hoch- Zwischen- und Niedermoore) soll vor allem die Frage der Verwendbarkeit von Regenerationsmoor (nach 10jähriger Deponie darf 50% davon wieder verwendet werden) klären. Der Peloid-Ausschuß des Deutschen Bäderverbandes hat hier in der biologischen chemischen und physikalischen sowie mikrobiologischen Untersuchung eine große Aufgabe. ___MH
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