Biochemische Grundlagen der Kältetherapie bei rheumatischen Erkrankungen |
Journal/Book: Z. f. Phys. Med. 1/80 S. 65-66 - 84. Kgr. Dtsch. Ges. Phys. Med.. 1980;
Abstract: 1 Abtlg. f. Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Stoffwechsels im Department Innere Medizin Medizinische Hochschule Hannover 2 Department Chirurgie Medizinische Hochschule Hannover 3 Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Universitätsklinik und Poliklinik für Zahn- Mund- und Kieferkrankheiten Würzburg Anschr. d. Verf.: Dr. H. Menninger Medizinische Hochschule Hannover 3000 Hannover 61 Der Gelenkknorpel ist ein Stützgewebe von dessen Integrität die Funktion des Bewegungsapparates entscheidend abhängt. Bei der chronischen Polyarthritis und anderen rheumatischen Gelenkerkrankungen wird der Gelenkknorpel enzymatisch unter Mithilfe der neutrophilen Granulocyten und anderer Zellen die sich an der pannusseitigen Knorpeloberfläche anhäufen (1) angedaut. Hierdurch kommt es zur Gelenkdestruktion. In vitro kann man diesen Zerstörungsprozeß durch Inkubation von Knorpel mit Elastase einem aus den azurophilen Granuladerneutrophilen Granulozyten stammenden Enzym simulieren. Diese Protease kann wie aus biochemischen Untersuchungen bekannt ist unter physiologischen pH-Bedingungen die Knorpelmatrix degradieren. Die nachstehenden Untersuchungen zeigen daß es hierbei zu einer temperaturabhängigen Knorpelaufweichung kommt. Boviner Nasenknorpel wurde als Modellsubstrat verwandt. Knorpelstückchen definierter Abmessungen wurden mit 15" g Elastase (Reinigungsprozedur siehe Ref. 2) in 0.3M NaCI - 0.1 M Tris-HCI pH 7.4 in einem Reagenzglas bei 37 25 und 0°C 22 Stunden lang inkubiert. Entsprechende Kontrollversuche wurden bei 37°C aber ohne Elastase angesetzt. In bestimmten Zeitabständen wurden die Knorpelstückchen in einer Belastungsvorrichtung die für die Messung des Gingivaturgors in der Zahnheilkunde entwickelt wurde einer nach Größe und Zeitdauer definierten Belastung ausgesetzt und nach einer ebenfalls definierten Entlastungsphase die irreversible Deformation des Knorpels (Direv) mit Mikrometergenauigkeit gemessen (o. Abb. 1). Eine während des Beobachtungszeitraums einsetzende autolytische Aufweichung des Knorpels konnte in Kontrollversuchen ausgeschlossen werden in denen Knorpelstückchen bei 37°C ohne Elastase inkubiert wurden. Demgegenüber zeigten die mit Elastase inkubierten Knorpelproben eine im Laufe der Reaktion zunehmende Verformbarkeit. Die hier beobachtete Knorpelaufweichung beruht im wesentlichen auf einer enzymatischen Degradation der Knorpelproteoglycane. Dieser Prozeß läuft bei 25°C einer durch intensive Cryotherapie intraartikulär erreichbaren Temperatur deutlich langsamer ab als bei 37°C. Versuche mit frischem menschlichem Gelenkknorpel führten zu vergleichbaren Ergebnissen. In ähnlicher Weise ist bekannt daß auch die Kollagendestruktion temperaturabhängig ist (3). Proteoglycane und Kollagenfasern stellen neben Wasser die Hauptkomponenten der Knorpelmatrix dar. Man kann deshalb schlußfolgern daß die Cryotherapie entzündeter Gelenke die Destruktionsvorgänge zwar nicht unterbinden aber partiell hemmen kann. Diese Ergebnisse sollten dazu ermutigen eine Cryotherapie entzündeter Gelenke nicht intermittierend sondern über längere Zeiträume hinweg zu erproben. ___MH
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