Ortsplanung und Fußgängerzone |
Journal/Book: H u K 32 10/80 S. 252-253. 1980;
Abstract: Kurdirektor Dr. Gerhard Königbauer Bad Reichenhall Kurortentwicklung und Ortsplanung sind beherrschende Themen in allen Heilbädern. Die Lösungsversuche den Kurortcharakter und das Ruhebedürfnis der Heilungssuchenden in Übereinstimmung zu bringen mit den heutigen Verkehrsverhältnissen und der Existenz von Handel und Gewerbe sind zahlreich. Am Beispiel Bad Reichenhall soll dargestellt werden wie eine Planung verwirklicht wurde. Städtebauliche Situation und Verkehrsentwicklung Die Stadt liegt eingebettet in einem geschützten vegetativ reich gesegneten Talkessel von einem alpinen Panorama umgeben und von einem Gebirgsfluß der Saalach in süd-nördlicher Richtung durchflossen. Man findet im Kern eine landschaftsbezogene alpin-einfügsame Bauweise jedoch nicht einseitig "oberbayerisch". Die Stadt ist auffallend stark durchgrünt. Mit zahlreichen Villen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und bedeutenden baulichen Einzeldenkmälern besitzt Bad Reichenhall einen betont städtischen Einschlag. Echte Urbanität ist spürbar. Schon in den 60er Jahren wurden im Kurgebiet Ruhezonen eingeführt mit partiellen Nachtfahrverboten mittäglichen Verkehrsverboten sowie Verkehrsbeschränkungen bzw. Verkehrsverboten für Lastkraftwagen und Motorräder. Die Stadt ist regionales Mittelzentrum und große Kreisstadt mit Sitz des Landratsamtes. Folglich ist sie von örtlichem Ziel- und Quellverkehr spürbar belastet. Der beachtliche Fern- und Transitverkehr in nordsüdlicher Richtung in das Berchtesgadener Land und nach Österreich wird über eine Anfang der 50er Jahre angelegte zu Beginn der 70er Jahre verbesserte Umgehungsstraße abgewickelt welche die Bundesstraßen 20 und 21 zusammenfaßt. Die Verkehrsbelastung hatte vor 10 Jahren ein Ausmaß erreicht das für Bad Reichenhall spezifisch wegen seiner Indikation Erkrankungen der Atemwege beinahe existenzbedrohend wurde. Grundlegender Schritt um wirksam Abhilfe zu schaffen war der Ausbau der sog. innerstädtischen Nord-Süd-Achse auf z. T. bestehenden teilweise neugeschaffenen Straßenzügen. Diese innerstädtische Verkehrssammel- und Verteilerachse ist mit der Umgehungsstraße durch mehrere Querspangen verbunden. Die Anlage dieser aufnahmefähigen Verkehrsstraße war Voraussetzung zur Einführung von Fußgängerbereichen im Herzen der Kurstadt. Der Bad Reichenhaller Fußgängergarten Bestreben der Planer insbesondere des Stadtbaudirektors Jakob war nicht bloß "kurortgerecht" vorzugehen sondern dem Kurgast und Besucher den Bewohnern der Stadt wieder das zurückzugeben was diese an ihr geschätzt und empfunden hatten: Urbane Ausdruckskraft vielfältige Erlebnisräume Parkcharakter vielleicht städtische Intimität. Es galt vorgegebene allgemein anerkannte Strukturen zu erhalten bzw. wieder zu beleben. Hieraus entwickelte sich die Idee des Bad Reichenhaller Fußgängergartens. ... ___MH
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