Zur Frage der periodischen Gliederung adaptiver Prozesse |
Journal/Book: Z. f. Phys. Med. 1/80 S. 90-92 - 84. Kgr. Dtsch. Ges. Phys. Med.. 1980;
Abstract: Aus dem Institut für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung der Universität Marburg (Direktor: Prof. Dr. G. Hildebrandt) und der Staatlichen Kurklinik "Fürstenhof" Bad Wildungen (Chefarzt: Dr. H. Zipp) Anschr. d. Verf.: Prof. Dr. Gunther Hildebrandt Institut für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung der Universität Ketzerbach 21 1 /2 D-3550 Marburg/Lahn Physikalische Medizin und Kurortmedizin berücksichtigen in steigendem Maße daß der Schwerpunkt ihrer therapeutischen Wirkungsmöglichkeiten in der Auslösung und Lenkung adaptiver Reaktionen liegt. Als wichtiges Merkmal adaptiver Prozesse hat sich ihre periodische Zeitstruktur herausgestellt die auf der Aktivierung von vegetativen reziprok alternierenden Allgemeinreaktionen ("Hintergrundreaktionen") durch Überschreitung des gewohnten Regelbereiches beruht. Je nach dem Umfang der vegetativen Hintergrundreaktion kann die Periodendauer sehr unterschiedlich sein. Der Verlauf von Kurbehandlungen ist durch das Dominieren einer etwa 7-tägigen (circaseptanen) Reaktionsperiodik gekennzeichnet die sowohl an subjektiven wie an objektiven Parametern ablesbar ist. Neben einem frühreaktiven Zeitmuster mit gedämpft abklingenden Amplituden läßt sich ein spätreaktives Muster mit aufschwingenden Amplituden und abweichender Periodendauer abgrenzen (Lit.- Übersicht s. HILDEBRANDT 1975 1979). Für die Beurteilung der circaseptanen Reaktionsperiodik ist die Abgrenzung gegenüber den Einflüssen des äußeren Wochenrhythmus von besonderer Bedeutung. Sie wurde bereits bei der Untersuchung der Sterbehäufigkeit von Kurpatienten vorgenommen (HILDEBRANDT 1978). Zur weiteren Klärung wurden jetzt bei 44 Kurpatienten während einer Bäderkurbehandlung in Bad Wildungen in 2-tägigen Abständen Messungen der optischen und akustischen Reaktionszeit sowie der Flimmer- und Verschmelzungsgrenze im Flimmer-Test vorgenommen. Zum Vergleich wurden die gleichen Untersuchungen über4 Wochen an einer Gruppe von 11 einheimischen unbehandelten Versuchspersonen durchgeführt. Im mittleren Kurverlauf der Meßgrößen bei den Kurpatienten bestand eine signifikante circaseptane Periodik während bei der Kontrollgruppe keine wesentlichen Schwankungen auftraten (vgl. Abb. 1). Bei der Aufgliederung der Patienten in Teilgruppen die zu verschiedenen Wochentagen die Kur begonnen hatten fanden sich keine Phasendifferenzen. In der Kontrollgruppe der unbehandelten Einheimischen war dagegen eine vom äußeren Wochenrhythmus synchronisierte Wochenrhythmik nachweisbar deren Amplitude jedoch nur 10-20% der circaseptanen Reaktionsperiodik erreichte. Dies beweist erneut daß die circaseptane Reaktionsperiodik des Kurverlaufs nicht vom äußeren Wochenrhythmus sondern vom Behandlungsbeginn synchronisiert wird. An Kurtagebüchern von 1.414 Patienten einer Kurklinik am selben Ort mit täglichen Eintragungen verschiedener Befindensindikatoren wurde der Einfluß des Lebensalters auf die circaseptane Reaktionsperiodik des Kurverlaufs in 4 Altersklassen mit Trennung der Geschlechter geprüft (o. Abb.2). Während in der Gruppe unter 40 Jahren eine deutliche circaseptane Periodik mit Maxima der Befindensstörungen im Bereich des 7. 14. und 21. Kurtages dominierte wurde diese Zeitstruktur in den höheren Altersgruppen zunehmend abgebaut und machte in der Klasse über 60 Jahre dem Bild einer eher aufschwingenden Reaktionsamplitude Platz. Dies entspricht dem Übergang von einem frühreaktiven zum spätreaktiven Muster. ___MH
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