Klinische und psychosomatische Grundlagen der Übungstherapie. |
Journal/Book: Z. f. Phys. Med. 1/80 S.77-78 - 84. Kgr. Dtsch. Ges. Phys. Med.. 1980;
Abstract: Sonnabend 13. 10. 1979 Klinische und psychosomatische Aspekte der Übungstherapie Anschr. d. Verf.: Prof. Dr. H. Freyberger Abteilung für Psychosomatik der Medizinischen Hochschule Hannover Karl-Wiechert-Allee 9 3000 Hannover 61 Dieses Thema beginnen wir mit einem praktischen Beispiel aus dem Gebiet der Psychosomatik; nämlich: dem autogenen Training. Dessen kontroverse Position in der Sicht der Experten wird dargelegt und auf weitere Übungsverfahren (außerhalb der Psychosomatik) wie folgt übertragen: 1. Es existieren keine kontrollierten Studien zur Effektivität. 2. Die Therapeut-Patient-Beziehung die bei jeder Übungstherapie eine so wichtige Mitdeterminante hinsichtlich des Erreichens des Behandlungsziels darstellt wird kaum berücksichtigt. 3. Es fehlt praktisch immer die Klärung der Frage ob beim Patienten überhaupt hinreichende Motivationen im Hinblick auf die Übungstherapie vorliegen. Innerhalb der psychologisch-medizinischen Aspekte der Patientengruppe für die Übungstherapie besprechen wir zunächst die sekundär-psychischen Rückwirkungen die sich vor allem bei Patienten mit organischen Erkrankungen nachweisen lassen. Typische zugehörige Beispiele sind Patienten mit Herzinfarkt und chronischer Polyarthritis. Diese Rückwirkungen infolge Wahrnehmung der beeinträchtigenden organischen Erkrankungen lassen sich erläutern anhand der Stichworte "Objektverlust an den eigenen somatischen Funktionen" grobe narzißtische Kränkung mit labilem Selbstgefühl reaktive Infantilisierung Ängste vor Symptomverschlimmerung sekundäre Hypochondrie Agressionsabwehr mit ableitbarer Submissivität sowie "introspektive Einschränkung". Neben den sekundärpsychischen Rückwirkungen sollten wir als weitere psychische Gestörtheit anläßlich der Anzeige zur Übungstherapie die Neurose berücksichtigen die sich vor allem beim sog. Weichteilrheumatismus nachweisen läßt. Am Beispiel der sekundär-psychischen Rückwirkungen und des neurotischen Syndroms läßt sich aussagen daß diese seelischen Störungen geeignet sein können jene Modalitäten beim Patienten zu vermindern die seine Krankheitseinsicht betreffen und seine Fähigkeit Verordnungen einzuhalten. Es kommt also zur Einschränkung der sog. "Compliance"; das ist das Gesamt jener Verhaltensweisen die auf Dauer für die Wirksamkeit einer medizinischen Behandlung psychologisch von Bedeutung sind. Aufgrund unserer Überlegungen zu diesen psychologisch-medizinischen Aspekten der Übungstherapie resultiert die Frage welche Möglichkeiten gegeben sind beim Patienten die Modalität "Compliance" hinreichend abzuschätzen sowie - falls notwendig - zu korrigieren und zu stabilisieren. Für diese Klärung gehen wir aus von dem Prinzip des sog. "Social-Support"; das sind gezielt-dosierte zwischenmenschliche Zuwendungen im Angesicht des Patienten die spezifische psychologisch-medizinische Wirkungen nach sich ziehen. ... ___MH
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