Die physikalische und chemische Wirkung der Solebäder und -inhalationen |
Journal/Book: H u K 32 1/80 S. 2-9. 1980;
Abstract: Akademischer Direktor Dipl.-Physiker Karl Dirnagl Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Die "Begriffsbestimmungen" des Deutschen Bäderverbandes definieren eine Anzahl von Wässern die ihren Charakter als Therapeutikum einem Gehalt an "besonders wirksamen Bestandteilen" verdanken. Es stehen da Mindestwerte z. B. für Jod oder titrierbaren Schwefel mit der Dimensionsbezeichnung "mg/kg" während eine Sole mindestens 14 g pro kg der charakterbestimmenden Ionen Natrium und Chlorid enthalten muß. Daraus läßt sich schon die Vermutung ableiten daß es sich bei den Wirkungen der Sole auf den badenden oder inhalierenden Menschen um Mechanismen handeln muß die mit der vergleichsweise großen Salzkonzentration zusammenhängen. Wir dürfen allerdings nicht vergessen daß auch bei der Sole der Hauptbestandteil immer noch das Wasser ist. Den Eigenschaften des Wassers als Wärmeüberträger verdankt das Solbad und in gewissem Umfang auch die Soleinhalation einen ganz wesentlichen Teil der Verwendbarkeit zu Heilzwecken. Davon soll aber im folgenden ebensowenig die Rede sein wie von den ebenfalls wichtigen mechanischen Wirkungskomponenten. Vor allem hinsichtlich der Auftriebskräfte unterscheiden sich ja Sole und Süßwasser entsprechend der jeweiligen Dichte was bei der Bewegungstherapie im Wasser eine große Rolle spielt. Wir müssen die Definition der Heilwässer vor allem im Zusammenhang mit Eigenschaften des menschlichen Körpers betrachten. Die sog. "besonders wirksamen Bestandteile" sind im Organismus nur in kleinen Mengen enthalten und ihr Umsatz ist so gering daß man bei einer zusätzlichen Aufnahme aus Heilwässern eine merkliche Beeinflussung von Körperfunktionen in Betracht ziehen kann. Eine Sonderstellung nimmt das Kohlendioxid ein. Seine Wirkung beim Bad ist aus dem Ansprechen spezieller Chemorezeptoren in den Blutgefäßen der Haut zu erklären. Für die charaktergebenden Ionen der Sole sucht man vergeblich nach entsprechenden Wirkungsmöglichkeiten. Beim Bad werden sie so perfekt von der hauchdünnen Hornhaut am Durchtritt gehindert daß man geradezu an eine besondere Absicht im Bauplan der Natur denken muß speziell das Kochsalz am Aus- und Eintritt zu hindern. Wie unsere Untersuchungen mit radioaktiv markierten Wässern gezeigt haben sind die im Bad aufgenommenen Mengen an Natrium und Chlorid vernachlässigbar klein gegenüber dem normalen Umsatz über die Nahrung (9). Auch die Tatsache daß Kochsalz in den Körperflüssigkeiten und Geweben reichlich vorkommt läßt den Gedanken an eine besondere chemische Wirksamkeit in qualitativer Hinsicht kaum zu. ... ___MH
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