Der Therapeut in unserer Gesellschaft

Journal/Book: Ther. Gegenwart Berlin (W) 115 (1976) 1228 1330 / Z. Physiother. Jg. 29 (1977) S. 456. 1976 / 1977;

Abstract: Medizinische Klinik Eßlingen Zusammenfassung / R. CALLIES (Jena) Die medizinische Wissenschaft war in der Vergangenheit überwiegend diagnostisch bestimmt nun wendet sie sich mehr der Therapie zu. Es bedarf jedoch der Ausschaltung einer zu optimistischen Erwartungshaltung in der man manchmal nur sieht was man glauben will. Nicht jedes Defizit muß immer gleich passiv ersetzt werden (Substitutionstherapie) aktive Maßnahmen können sich langfristig heilsamer auswirken. Besonders ältere Patienten sind durch Arzneimittelinterferenzen bei Überbehandlung oft mehr gefährdet als durch eine sparsame nur einen Schwerpunkt ihrer chronischen Insuffizienz entsprechende Monotherapie. Nötig ist - primär oder integriert - die Psychotherapie. Übende Verfahren (autogenes Training) werden mit sportlichem Ausdauertraining verbunden. Bei etwa 35% eines großen klinischen und ambulanten Krankengutes konnten die krankmachenden Folgen der Übernährung des Alkoholismus des Nikotinabusus der Drogensüchte des Bewegungsmangels und anderer Verhaltensfehler festgestellt werden. Kuren und Heilverfahren haben in der Prophylaxe nur einen Sinn wenn sie zusätzlich verhaltenstherapeutisch informieren und üben das heißt gesundheitserzieherisch aktivieren. Neben der schnellen und exakten Ermittlung der Diagnose wird vom Arzt vor allem eine erfolgreiche Behandlung erwartet. Dies erfordert die Einbeziehung psychotherapeutischer soziologischer präventiver und gesundheitserzieherischer Maßnahmen. Bei zu oberflächlichem Alleswissen würde die Medizin der Allgemeinpraxis allerdings ihre Grundlagen als angewandte Wissenschaft mehr und mehr verlieren. Wir brauchen tüchtige mehrdimensional erfahrene Therapeuten. ___MH

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