Zehn Jahre Adipositas-Dispensairebetreuung1 |
Journal/Book: Zschr. Physiother. Jg. 28 (1976) 181-186. 1976;
Abstract: Aus der Klinik für Physiotherapie (Chefarzt: Prof. Dr. H. KRAUSS) im Städtischen Klinikum Berlin-Buch (Ärztl. Direktor: OMR Doz. Dr. med. habil. A. HENDRICK) 1 Nach einem Vortrag zum 25jährigen Bestehen der Klinik für Physiotherapie in Berlin-Buch am 29. 8. 1975. Am 1. 10. 1964 wurde uns die Möglichkeit geboten im Neuen Waldhaus der orthopädischen Kliniken eine vom Facharzt für Physiotherapie und zwei teilbeschäftigten Hilfskräften betreute poliklinische Abteilung für Physiotherapie zu eröffnen. Auf Grund der Überweisungen kristallisierten sich bereits in den ersten Jahren 4 Hauptaufgaben heraus nämlich die Versorgung 1. Magen-Darm-Kranker 2. funktionell Kreislaufgestörter 3. von Myalgien Arthralgien und funktionellen Wirbelsäulenstörungen Betroffener und 4. Adipöser deren Dispensairebetreuung mein weiteres Thema sein wird. Ich überblicke bis heute rund 3000 Übergewichtige die im Laufe des Jahrzehnts durch unsere Abteilung gegangen sind (o. Abb. 1). 12% waren nicht zur Mitarbeit bereit und sind nach der ersten Konsultation weggeblieben. Der überwiegende Teil hat sich längere oder kürzere Zeit (2 Wochen bis über 10 Jahre) gemüht das Körpergewicht zu reduzieren und dann zu halten (o. Abb. 2). A r b e i t s m e t h o d e Welche Hilfen konnten dem Übergewichtigen geboten werden? 1. Als wichtigsten Faktor möchte ich die persönliche Zuwendung bei der ausgiebigen ersten Untersuchung nennen. Danach muß man möglichst weitgehen orientiert sein über folgende Fragen: - Aus welchen Quellen stammen die überschüssigen Kalorien? - Wie ist der übliche Tagesablauf des Patienten? - Woran sind die bisherigen Reduktionsbemühungen gescheitert? - Wie steht der Partner des Patienten zu den Reduktionswünschen? - Läßt der Patient irgendwelche Sorgen und Befürchtungen erkennen? Man muß auch versuchen einen guten Überblick über die körperliche Verfassung und bereits eingetretene Verschleißerscheinungen oder andere gesundheitliche Störungen zu gewinnen um dies in der oft recht belastenden Reduktionsperiode zu berücksichtigen. Der Patient kommt mit dem Bewußtsein seiner Unförmigkeit einerseits und oft mit dem Bewußtsein der Unfähigkeit sein Problem zu meistern hilfesuchend zu uns. Er möchte sein Fett so schnell und so mühelos wie nur möglich loswerden. Ihm ist nicht klar daß die meist gewünschte Fastenkur nicht in der Lage ist die zur Übergewichtigkeit führenden falschen Ernährungsgewohnheiten auszuschleifen und bessere einzutrainieren chronische Konflikte im Leben zu lösen oder den Ausgleich für eine bewegungsverarmte Lebensweise zu schaffen. Erst wenn es der Patient gelernt hat mit seiner Nahrung souverän umzugehen kann er eine Fastenkur nützlich in seinem Leben einbauen; dann allerdings hat er diese auch oft nicht mehr nötig. ... ___MH
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