Die operative Behandlung der Spondylitis tuberculosa |
Journal/Book: Breitner Operationslehre V Ergänzung 17 September 1973. 1973;
Abstract: Professor Dr. ALBERT GÖB München Vorbemerkungen Die operative Behandlung der Spondylitis tuberculosa mit dem Ziel den Krankheitsherd auszuräumen ist ein altes therapeutisches Gedankengut das bereits von MENARD 1894 aufgegriffen worden war aber zur damaligen Zeit wegen fehlender antibiotischer tuberkulostatischer und bakterizider Medikamentation nicht sehr erfolgreich sein konnte. Die besondere Dringlichkeit des Eingriffes bei der thorakalen Spondylitia war die drohende Querschnittslähmung. MENARD führte die Operation in Form der Kostotransversektomie aus. Für die Behandlung der lumbalen Spondylitis ist um die Jahrhundertwende von MÜLLER der transperitoneale Zugang angegeben worden. Die Methoden haben sich nicht durchgesetzt so daß dann über lange Zeit das Verspanungsverfahren der Dornfortsätze nach ALBEE außerhalb des Herdes angewandt wurde. In vielen Fällen ist es tatsächlich auf dem Umweg über die Ruhigstellung von den Dornfortsätzen her zur Verblockung der Wirbelkörper gekommen. Die Herdausräumung so wie sie heute als operatives Verfahren angewandt wird ist von den Japanern ITO TSUCHIYA und ABMANU 1934 angegeben und in Japan konsequent weiterentwickelt worden. Im europäischen Bereich hat KASTERT das Verdienst diese Therapie der "operativ tuberkulostatischen Herdtherapie" eingeführt zu haben. Die operative Therapie mit verbesserter Technik konnte aber erst mit der Einführung der Antibiotika und tuberkulostatischer und bakterizider Tuberkulosemittel zum vollen Erfolg gebracht werden. Die Drainage des Herdes mit Instillation des Tuberkuloseheilmittels hat sich zur Durchlaufdrainage entwickelt und statt der Gips- oder Knochenplombe mit Tuberkulostatika ist man heute zum stabileren Beckenkammspan übergegangen. Dieser lebende Knochenspan wird in den gut vorher sanierten spondylitischen Herd eingebolzt. Allgemeine Gesichtspunkte Mit dem Verfahren der operativen Herdausräumung unter dem Schutz der Tuberkuloseheilmittel soll der Herd schnell saniert und mit neu eingefügtem Knochenmaterial stabilisiert werden. Das autologe vorwiegend spongiöse Transplantat führt zur beschleunigten Ausheilung des tuberkulösen Herdes durch Anregung der Kallusbildung und schneller Überbrückung im infizierten Erkrankungsbereich. Eine Füllung des Defektes mit dem Kunststoff Palacos wie er in der Unfallchirurgie bei Knochendefekten Anwendung findet wird im infizierten Knochenbett der Knochentuberkulose die biologische Komponente der Kallusneubildung kaum in geeigneter Weise in Gang bringen können und als Fremdkörper wirken. In der operativen Behandlung der Spondylitis tuberculosa hat man sich im wesentlichen mit Eingriffen an der Brust- und Lendenwirbelsäule auseinanderzusetzen. ... ___MH
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