Zur Problematik eines "Normwertes" für den arteriellen Sauerstoffdruck |
Journal/Book: Med. Welt 22 / Heft 2 1971 1971. 1971;
Abstract: Aus den Medizinischen Kliniken und Polikliniken der Justus Liebig-Universität Gießen (Direktoren: Prof. Dr. H. J. Dengler Prof. Dr. H. A. Kühn Prof. Dr. H.-G. Lasch) Zusammenfassung Neben der bekannten Altersabhängigkeit des arteriellen Sauerstoffdrucks die in unserem Untersuchungsgut für Lungengesunde der Beziehung paO2 = 100 66 - 0 39 x Alter (Jahre) entspricht konnte gezeigt werden daß Gesunde und Kranke mit gestörter Lungenfunktion erhebliche individuelle Schwankungen des arteriellen Sauerstoffdrucks aufweisen. Die Mehrzahl der Gesunden zeigt im Tagesverlauf Veränderungen des arteriellen Sauerstoffdrucks zwischen 6-10 Torr in einzelnen Fällen können jedoch Schwankungen bis zu 20 Torr und mehr auftreten. Tageszeitlich gerichtete Veränderungen des Sauerstoffdrucks waren nicht nachweisbar. Bei einer Studie über 6 Tage hinweg konnte bei 10 Gesunden in keinem Fall ein konstanter paO2 während des gesamten Beobachtungszeitraumes gemessen werden. Da es sich jeweils um Dreifachbestimmungen der arteriellen Blutgase handelte und die Sauerstoffdruckwerte nur verwendet wurden wenn der arterielle Kohlensäuredruck normal war sind als Ursache der Inkonstanz des Sauerstoffdrucks methodische Einflüsse oder Veränderungen der alveolären Ventilation weitgehend auszuschließen. Die Untersuchungen zeigen daß selbst bei Berücksichtigung der Altersabhängigkeit die Angabe eines "normalen" arteriellen Sauerstoffdrucks problematisch ist. Werden Veränderungen des arteriellen Sauerstoffdrucks zur Kontrolle von Krankheitsverlauf und Therapieerfolg oder zur Begutachtung von Lungenfunktionsstörungen herangezogen so sollten möglichst auch andere Funktionsparameter vor allem atemmechanische Größen mitberücksichtigt werden. . . . Herrn Prof. Dr. W. T. Ulmer bin ich für die kritische Durchsicht der Arbeit zu Dank verpflichtet.
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