Die Renaissance des Zivilisationskranken und die Wiederherstellung des Herz-Gefäß-Leidenden durch maximale körperliche Übung |
Journal/Book: Die Rehabilitation 5. Jahrgang Stuttgart im August 1966 Heft 3. 1966;
Abstract: Während in den USA und in Europa trotz der eindringlichen Untersuchungen und Hinweise von W. Raab M. Hochrein M. Halhuber H. Mellerowicz W. Hollmann u. a. die aktive medizinische Rehabilitation von schweren und schwersten Herz-Gefäß-Leidenden nur sehr zögernd praktiziert wird vollzieht sich in Israel unter Leitung von V. Gottheiner eine erstaunliche und erregende Entwicklung auf diesem Gebiet. Im größten Umfang werden Menschen mit diesen Leiden einem aktiven Körpertraining unter ärztlicher Leitung und mit erstaunlichen Erfolgen zugeführt. Hier zeigt sich der Lebenswille einer jungen Nation in anregendster Form. Wir verweisen dazu auf die vorangegangene Veröffentlichung von V. Gottheiner in unserer Zeitschrift Nr. 4/1964 (Anmerkung der Schriftleitung). Teil V: Das Training Zum Zwecke der Regenerierung hat sich als beste Methode die Leibesübung in der Form des Sportes erwiesen. Das bedeutet anstrengendes tägliches und selbständiges Üben. Es muß anstrengend sein weil nur so der notwendige Entwicklungsreiz gesetzt werden kann. Es muß täglich erfolgen damit es zur selbstverständlichen Lebensgewohnheit wird. Es muß selbständig trainiert werden damit der Mensch seine Selbstsicherheit wiedergewinnt. Bei der Auswahl der Sportart muß man deren Wirkung auf das vegetative Nervensystem berücksichtigen. Wir haben zwischen den kurz dauernden während der Übung auftretenden Sympathikuswirkungen und den anhaltenden Vagus-Nachwirkungen zu unterscheiden. Die "Wettkampf"-Sympathikus-Steigerung die im Wettkampf und auch im Training auftritt können wir nicht völlig ausschalten. Sie ist nachteilig für den Herz-Gefäß-Leidenden. Wir müssen sie soweit wie möglich reduzieren. Zu diesem Zweck wählen wir Sportarten mit den geringsten Spannungsmomenten. Das sind insbesondere die sogenannten "Weg-Leistungs-Sportarten" wie Gehen Laufen Schwimmen Rudern Radfahren u. ä. Sie alle haben gemeinsam daß der Bewegungsablauf rhythmisch erfolgt. Verboten sind die Kampfsportarten sowohl "Mann gegen Mann" wie Boxen Ringen Judo u. ä. als auch Tennis. Hier sind die Spannungsmomente aufs äußerste gesteigert. Der Sportler sieht sich jede Sekunde vor eine neue Situation gestellt. Sein Handeln hängt nicht nur von ihm sondern auch vom Gegner ab. Der Bewegungsablauf ändert sich sprunghaft. Zwischen den Wegleistungs- und den Kampfsportarten stehen die Mannschaftsballspiele. Die meisten sind Kampfspiele - wie Fußball Korbball Handball Hockey Rugby u. ä. - und sind wie Kampfsportarten zu behandlen. Der Kampf-"Spieler" ist gegenüber dem Kampf-"Sportler" insofern im Vorteil als er entspannen kann wenn er nicht gerade am Ball ist. Trotzdem sind auch diese Spiele wegen der erforderlichen Laufleistung und der unvermeidlichen Nahkampfsituationen für unsere Patienten nicht geeignet. Ihr Spiel ist Volleyballspiel. Hier sind Laufanforderungen und Spannungsmomente gering Nahkampfsituationen kommen nicht vor. ... ___MH
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