Die ärztlichen Erwägungen bei der Kurortwahl |
Journal/Book: DER LANDARZT 36. Jahrgang 31. Dezember 1960 H. 36 S. 1334-1338. 1960;
Abstract: Aus dem Balneo-Hydrotherapeutischen Institut des Paracelsus-Kurhauses Salzburg (Leiter: Univ.-Dozent Dr. med. K. Inama) Zur Weisheit des vierten Traktates des Bäderbüchleins von Theophrastus Paracelsus kann gesagt werden daß es auch im 20. Jahrhundert an Aktualität nichts eingebüßt hat. Der wirtschaftliche Aufstieg der letzten Jahre und die damit zusammenhängenden vermehrten Aufbrauchserscheinungen der Menschen bewirken daß die Bäderheilkunde und der Zustrom in die Badeorte zu einer symptomatischen Erscheinung unserer Zeit wurde. Man kann es als Glück bezeichnen daß sich die Schulmedizin bereits im vergangenen Jahrhundert der Balneologie annahm und es wissenschaftlich nachweisbar ist daß der Gebrauch von Heilquellen keine Psychotherapie sondern ein echtes Heilmittel darstellt. Wie bei jedem Medikament bedarf es auch hier der zahlreichen Versuche und Beobachtungen bis die richtige Anwendungsform erkannt und die Dosierung richtig gehandhabt wird. Ein Unterschied liegt vielleicht darin daß bei Zulassung eines Medikamentes immer schon im vorhinein die entsprechenden Unterlagen - Auswertung der Versuchsreihen klinische Beobachtungen Tierversuche usw. - gefordert wurden während bei den Heilbädern erst in letzter Zeit strenge gesetzliche Verordnungen für deren Anwendung maßgeblich geworden sind. Gleichzeitig hat sich eine erfolgreiche Symbiose zwischen Kliniken und Badeorten entwickelt welche in Klinikstationen und Forschungsinstituten ihren Ausdruck findet; die wissenschaftlichen Untersuchungen der Balneologie werden hierdurch vollständig und zugleich kommt es zum wirtschaftlichen Aufstieg der Kurorte welche wiederum einer reicheren Ausstattung der Badeanlagen und der Möglichkeit größerer Berücksichtigung von medizinischen Forderungen in den Badeorten zugute kommt. Ähnlich der Papierlawine von pharmazeutischen Prospekten mit welcher der Schreibtisch des heutigen Arztes täglich überschüttet wird läuft auch die Werbung der Badeorte - innerhalb der allgemeinen Fremdenverkehrsreklame und bis in das Programm des Sozialtourismus reichend - auf vollen Touren. Besteht allein schon durch die Vielfalt der Zusammensetzung und der Wirkung der Quellen eine verwirrende Fülle wird durch Bäderprospekte und illustrierte Aussendungen ein Weiteres getan. Sowohl der deutsche als auch der österreichische Bäderverband haben in vorbildlicher Weise einen Wegweiser zu den deutschen bzw. österreichischen Heilbädern herausgegeben der in die Hand jedes praktischen Arztes gehört und einen Gesamtüberblick über die Quellenbeschaffenheit bzw. über die Heilfaktoren der einzelnen Kurorte Aufschluß gibt sowie die Indikationen und Gegenindikationen erschöpfend behandelt. ... ___MH
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