Die Objektivierung von Kureffekten auf medikamentöse Testreihen durch die mehrfache Streuungszerlegung |
Journal/Book: Z. Meteorol. Bd. 13 (1959) H.1-6 S.108-110. 1959;
Abstract: Aus der Kardiologisch-Balneologischen Forschungsstelle (Leiter: OA. Dr. med. H. Jordan) des Staatsbades Bad Elster (Chefarzt: Dr. med. H. Lachmann) Zusammenfassung: Es wird ein statistisches Modellbeispiel angegeben mit dessen Hilfe wechselseitige Effekte zwischen medikamentöser und balneologischer Therapie geklärt werden können. Summary: A statistical model is given to explain mutnal effects which result when medicinal and balneological treatment is applied. Die ständig vernehmlicher ausgesprochene Forderung nach einer kombinierten Balneotherapie stellt den Kurarzt nicht nur vor die Frage nach der medikamentösen Steuerbarkeit des Kurgeschehens sondern vice versa auch vor das Problem inwieweit das Kurgeschehen - als vegetativ-dynamische Erscheinung betrachtet - eine medikamentöse Wirkung verändert. Alle Prüfungen von Medikamenten an Kurpatienten verlangen demnach die Einbeziehung - und das ist gleichbedeutend mit der Ausschaltung - des Kurverlaufes in die Bewertung der Ergebnisse. Ein geeignetes methodisches Modell hierzu möchte ich Ihnen im folgenden angeben. Abb:1. Schema der Streuungszerlegung. A B C D I II III IV V VI VII I II III IV V VI VII I II III IV V VI VII I II III IV V VI VII 1 . . . . . . . 2 . . . . . . . ( 3 . . . . . . . 4 . . . . . . . 5 . . . . . . . 1 . . . . . . . 2 . . . . . . . ( 3 . . . . . . . 4 . . . . . . . 5 . . . . . . . 1 . . . . . . . 2 . . . . . . . ( 3 . . . . . . . 4 . . . . . . . 5 . . . . . . . 1 . . . . . . . 2 . . . . . . . ( 3 . . . . . . . 4 . . . . . . . 5 . . . . . . . A-D : Kurwochen 1-5: Versuchspers. I-VII: Versuch (-(: Medikamente Abb. 1: Schema der Streuungszerlegung Ich stellte mir die Aufgabe 2 einander ähnliche Strophantinkombinationen in je 2 verschieden starker Dosierung des Strophantins in ihrer Wirkung auf 6 verschiedene Meßgrößen der Hämodynamik innerhalb eines kurzfristigen einstündigen Versuches zu ermitteln und zugleich den Einfluß eines möglichen Kureffektes auf den Ausfall dieser Prüfungen zu studieren. Die Anlage des Versuchs sollte also folgende Fragen beantworten: 1. Wie verhält sich jede einzelne geprüfte Kreislaufgröße im Versuch a) unter Berücksichtigung der einzelnen 4 unterschiedlichen medikamentösen Applikationen ? b) unter Berücksichtigung der Zusammensetzung und c) unter Berücksichtigung der Strophantindosis der verwendeten Präparate? d) für alle 4 Testsubstanzen zusammen? 2. Beeinflußt das Kurgeschehen den Versuch unter den Bedingungen 1 a-d ? 3. Bestehen sichere Wechselwirkungen zwischen Medikamenten Versuch und Kurverlauf? A B C D ------------------------------ ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ------------------------------ Die Lösung dieser umfangreichen Fragestellung ist nach folgendem Schema anzugehen: Die Probanden erhalten die Mittel in den einzelnen Kurwochen A-D nach Anordnung im sog. lateinischen Quadrat so daß jeweils 4Patienten zu einem "Block" gehören. Man kann eine beliebige Anzahl solcher Blocks bilden. Sie werden dann nach folgendem Schema geordnet das Abbildung 1 zeigt. Eine solche Aufstellung wird nun für jede zu prüfende Kreislaufgröße verfertigt. Mit Hilfe einer mehrfachen Streuungszerlegung wird sodann versucht die signifikanten Beziehungen im Sinne der o.a. Fragestellung zu ermitteln. Die Ergebnisse einer solchen Prüfung liefern uns nun die gewünschten Aufschlüsse über den Kureffekt und seine mögliche Objektivierung; von denen 2 Beispiele im Bild gezeigt seien. Abbildung 2 bringt die als im Versuch signifikant errechneten Kreislaufgrößen in ihren Mittelwerten für die Kurwochen A B C und D. Man erkennt daß alle Kurven ihren Umschlagspunkt in der 3. Kurwoche haben. Ohne Abb. 2 Die Veränderungen von Herzfrequenz (Fr) der QT. Dauer (QT) Anspannungszeit (ASZ) Druckanstiegszeit (DAZ) Druckumformungezeit (UFZ) und der mechanischen Systolendauer (SD) während des gesamten Kurverlaufs. Abszisse: Kurwochen A B C D; Ordinate: differenzierte Skalen. Auf diesen kritischen Punkt der 3. Kurwoche ist aus unserem Arbeitskreis schon mehrfach hingewiesen worden. Abbildung 3 zeigt den Versuchsverlauf in seiner Abhängigkeit vom Kurverlauf. Hier ist die Anspannungszeit des Herzens dargestellt. Wir sehen daß der Ausgangswert von der 1. bis zur 4. Kurwoche progredient ansteigt und daß der Versuchsverlauf der 3. Kurwoche (punktierter Kurvenzug) ganz aus dem Rahmen fällt. Seine größten Differenzen gegen die restlichen 3 Kurven sind signifikant. Diese Beispiele sollen genügen. Ihre ausführliche Publikation erfolgt in den Fundamenta Balnebioklimatologica. Aus den in dieser Weise durchgeführten Untersuchungen konnte letzlich folgendes Resumé festgehalten werden: 1. Prüfungen von Medikamenten an Kurpatienten verlangen eine Einbeziehung der Frage. nach den Einflüssen des Kurverlaufes und seiner Effekte in die Beurteilung der Ergebnisse. 2. Der Kureffekt läßt sich bei geeigneter Versuchsplanung mit Hilfe einer mehrfachen Streuungszerlegung sehr einfach herausrechnen. 3. Die Kur beeinflußt mit Signifikanz den Wirkungsmodus von Kreislaufmitteln. 4. Gemessen am Strophantineffekt der meinen Ausführungen zugrundeliegenden Versuche kann man dem Kurverlauf einen histiotropen Charakter zugestehen der sich mutatis mutandis bis zur 3. Kurwoche erstreckt und dort einen Umschlagspunkt besitzt. 5. Der histiotrope Verlauf des Kurgeschehens oder seine Umschlagsphase vermag zu Summationseffekten zu führen die bei medikamentöser Kombinationstherapie Beachtung finden müssen. Ohne Abb. 3. Die Veränderungen der Anspannungszeit (ASZ) während des "Gesamtversuches" in jeder einzelnen Kurwoche Abszisse: Versuchsverlauf (I-VII) Ordinate: ASZ-Werte in m/sec. 1.Kurwoche (A):x ----- X 2.Kurwoche (B):^- - - ^ 3.Kurwoche (C):O _____ O 4.Kurwoche (D):O . . . O 1)Nach einem Vortrag auf dem III. Internationalen Kongreß der Gesellschaft für Rehabilitation in der Deutschen Gesellschaft für die gesamte Hygiene Erfurt 14.Juni 1967.
Keyword(s): Kureffekt medikamentöse Therapie Biometrie
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