Der Rheumatismus und die Bädertherapie*) |
Journal/Book: Wiener Med Wschr 107. Jahrg. 1957 Nr. 15 (S. 291 bis 293). 1957;
Abstract: Von Prof. Dr. A. Böni *) Vortrag gehalten bei der 6. Tagung für Bäder- Klimaheilkunde und Wiederherstellungstherapie am 5. Mai 1956 im Kurort Velden am Wörthersee. Die seit Jahrhunderten erprobte Balneotherapie bei rheumatischen Krankheiten zeitigte je und je Erfolge wie sie keine andere Behandlungsart aufzuweisen hat. Auch in der Neuzeit werden von Patienten über "Wunderheilungen" berichtet wie wir das bei der neuerbohrten Quelle bei Zurzach erleben. Bei der Nachkontrolle solcher Patienten finden wir meistens zwei Kriterien die auf eine Einwirkung der Badekur hinweisen nämlich die subjektive Empfindung des Patienten daß er schmerzfrei ist und objektiv die bessere Beweglichkeit der Gelenke oder der Wirbelsäule. Diese beiden Gesichtspunkte veranlassen den Patienten von einer Heilung des rheumatischen Leidens zu sprechen. Das Röntgenbild und die histologischen Veränderungen ja auch häufig die Laboratoriumswerte bleiben aber unverändert. Dies veranlaßt viele Ärzte zu dem lapidaren Urteil daß die Bädertherapie objektiv keine genügenden Beweise ihrer Wirksamkeit erbringen könne und daß sie eine geschickte Psychotherapie darstelle aber nicht mehr. Man vergißt so leicht daß Morphologie und Funktion zwei ganz verschiedene Gesichtspunkte sind die sich nicht überdecken. Vorab bei den rheumatologischen Krankheiten bedeutet morphologische Veränderung fast immer irreversibler Schaden; der nur in den seltensten Fällen - vorab durch chirurgische Eingriffe - behoben werden kann. Ausschlaggebend aber für die erfolgreiche Therapie bei den rheumatischen Krankheiten ist das funktionelle Resultat das bei bestehenden morphologischen Veränderungen noch erreicht werden kann. Als Beispiel möchten wir den Beinamputierten erwähnen der trotz Verlust einer Extremität oft nahe an die Funktionstüchtigkeit eines Gesunden: herankommt. Auch bei der Balneotherapie ist das Ergebnis im wesentlichen ein funktionelles; in subjektiver Hinsicht ist der Patient schmerzfrei er lobt das körperliche und seelische Wohlgefühl; objektiv können wir eine Zunahme der Gelenks- und Wirbelsäulenbeweglichkeit feststellen ferner Tonusverschiebungen in der Muskulatur. Durch dieses therapeutische Resultat ist zum mindesten die Möglichkeit der Arbeitsfähigkeit in bestimmtem Rahmen realisiert worden. Wir können diesen Tatbestand als "Rehabilitationswirkung" der Bädertherapie bezeichnen und ihn für die Praxis als wichtigen Punkt hervorheben. ... ___MH
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